Leiche von Guerillakämpferin nach sechs Jahren in Schachtel übergeben

Der Leichnam der im Jahr 2016 im nordkurdischen Şemzînan gefallenen Guerillakämpferin Ezda Avesta ist ihrer Mutter nach sechs Jahren von der Staatsanwaltschaft in einer Schachtel übergeben worden.

Am 17. September 2016 ist die aus der nordkurdischen Provinz Agirî stammende Guerillakämpferin Ezda Avesta (Siti Karatay) in Şemzînan (tr. Şemdinli) gefallen. Die Leiche der YJA-Star-Kämpferin wurde nun nach sechs Jahren Verzögerung ihrer Mutter Aynur Karatay ausgehändigt. Die Staatsanwaltschaft hatte Aynur Karatay nach Şemzînan zitiert, nachdem dort im DNA-Test eine Übereinstimmung festgestellt wurde. In Şemzînan wurden ihr die sterblichen Überreste ihrer Tochter in einer Schachtel übergeben. Karatay reiste von dort nach Wan und schließlich nach Bazîd (Doğubeyazıt) in der Provinz Agirî. Dort soll die Guerillakämpferin beigesetzt werden.

Ezda Avesta (Siti Karatay)

Kann ein Mensch dieses Unrecht hinnehmen?“

Aynur Karatay befand sich sechs Jahre lang auf der Suche nach dem Leichnam ihrer Tochter. Zuletzt hatte sie vor drei Monaten bei der Staatsanwaltschaft in Şemzînan eine Blutprobe abgegeben. Karatay erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya: „Nach sechs Jahren haben sie mir ein paar Knochen gegeben. Wenn das kein Unrecht ist, was ist es dann? Kann ein Mensch so etwas hinnehmen? Aber auch wenn es nur die paar Knochen sind, ich bin zufrieden. Das, was sie uns angetan haben, konnte mich nicht verletzen, denn ich bin stolz auf meine Tochter. Ich spreche meinem ganzen Volk mein Beileid aus.“

Weiterer Sohn im Kampf und Ehemann im Gefängnis gestorben

Die Familie Karatay ist gezeichnet vom Krieg und der Unterdrückung durch den türkischen Staat. Aynur Karatay hat am 17. März 2017 ihren Sohn, den HPG-Kämpfer Firaz Zagros (Emrah Karatay), in einem Gefecht bei Agirî verloren. Ihr Ehemann Burhan Karatay starb 2018 als politischer Gefangener im Alter von 67 Jahren nach vierjähriger Untersuchungshaft im Gefängnis von Giresun. Das ehemalige Stadtratsmitglied von Bazîd litt unter mehreren Erkrankungen. Alle Anträge auf Haftverschonung wurden trotz diverser ärztlicher Atteste abgelehnt.

Versuche, die Angehörigen durch Misshandlung und respektlose Behandlung Gefallener zu demoralisieren und zu demütigen, gehören zum Spezialkriegsrepertoire der türkischen Regierung. Am 10. April 2020 waren Halise Aksoy die Knochen ihres 2017 in Dersim gefallenen Sohnes per Postpaket zugestellt worden.