Kolber in iranisch-irakischem Grenzgebiet verletzt

Das iranische Regime geht weiterhin brutal gegen kurdische Kolber vor. Mindestens ein Grenzhändler oder Lastenträger verliert pro Tag im Grenzgebiet zwischen Süd-, Ost- und Nordkurdistan sein Leben.

Wie die Initiative „KolbarNews“ in ihrem Telegram-Kanal berichtet, ist nahe Çoman in Südkurdistan (Nordirak) ein Kolber (Lastenträger, auch Kolbar genannt) von iranischen Grenzsoldaten angeschossen und schwer verletzt worden. Der Kolber mit dem Namen Aziz Azizi stammt aus der ostkurdischen Stadt Bane, die etwa 260 km von Sine (Sanandaj) entfernt ist. In Bane wird Azizi derzeit in einem Krankenhaus behandelt. Wie es um seinen Gesundheitszustand steht, ist unklar.

Auch in Hewraman wurde ein Kolber verletzt, als er von einem Felsen stürzte. Die Region im irakisch-iranischen Grenzgebiet besteht aus dem Gebirgsland zwischen dem Dreieck Helebce-Merîwan-Pawe. Immer wieder kommt es dort zu ähnlichen Vorfällen.

Vor vier Tagen wurden bei Merîwan die Leichen des 18-jährigen Kolbers Azad Khosravi und seines 14-jährigen Bruders Farhad Khosravi entdeckt. Die Brüder waren beim Grenzhandel in einen Schneesturm geraten und erfroren. Ein dritter Kolber konnte schwerverletzt von Anwohnern, die bereits drei Tage nach den Vermissten suchten, geborgen werden.

Nach der Beisetzung der Brüder Khosravi brachen in Merîwan schwere Proteste gegen das Mullah-Regime in Teheran aus. Dabei rief die Trauergemeinde immer wieder die Parole „Tod dem Diktator“. Bei Übergriffen von iranischen Sicherheitskräften kam es anschließend zu zahlreichen Festnahmen. Unter anderem nahmen Geheimdienstler den 15-jährigen Milad Feizipour fest.

Was sind Kolber?

Der Begriff Kolber oder Kolbar setzt sich aus den kurdischen Begriffen kol (Rücken) und bar/ber (Last) zusammen. Kolber leben davon, Lasten über die gefährlichen Grenzen in Kurdistan zu bringen. Dabei handelt es sich vor allem um Zigaretten, Handys, Decken, Haushaltswaren, Tee und selten auch Alkohol. Sie benutzen diese gefährlichen Wege, um über den Handel zwischen Nord-, Süd- und Ostkurdistan ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Waren werden in Handelszentren wie Teheran zu sehr hohen Preisen verkauft. Die Lastenträger, die ihr Leben für diese Arbeit aufs Spiel setzen, erhalten nur einen minimalen Tagelohn und werden immer wieder zum Ziel extralegaler Hinrichtungen, in den meisten Fällen durch das iranische Regime. Im September wurde in der Nähe von Başko (Aralık, Provinz Reşqelas/Iğdır) ein 22-jähriger Lastenträger im Grenzgebiet zwischen Nord- und Ostkurdistan von türkischen Soldaten getötet.