Koçgiri: Pläne des türkischen Staates sind ins Wasser gefallen

Die Pläne der Türkei, bis zum Sommer die Medya-Verteidigungsgebiete zu Fall zu bringen und dann Şengal und Rojava anzugreifen, sind ins Wasser gefallen, erklärt Pelşin Koçgiri, Kommandantin der Frauenguerilla YJA Star, im ANF-Gespräch.

Als Kommandantin der Frauenguerilla YJA-Star hat Pelşin Koçgiri den Widerstand gegen die Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten als strategisch richtungsweisend für den langfristigen Erfolg gegen die Expansionsbestrebungen der Türkei bezeichnet. „Der Durchbruch im Krieg um die Region wird die Garantie der Existenz unserer Guerilla sein. Dies steht im direkten Zusammenhang mit der Existenz des Daseins unseres Volkes, der Frauen und dem freien Leben, das sich nach dem Prinzip einer demokratischen Nation entfaltet”, sagt Koçgiri im ANF-Gespräch.

Der Großangriff auf die Medya-Verteidigungsgebiete habe de facto bereits im Februar mit der Invasion in Gare begonnen und sei am 23. April lediglich auf Zap, Avaşîn und Metîna ausgeweitet worden. „Während dieser Phase hat das faschistische AKP/MHP-Bündnis, das seine Präsenz in Südkurdistan verstetigen möchte und für seinen Traum der Alleinherrschaft in der Türkei und dem gesamten Mittleren Osten alle Ressourcen mobilisiert hat, jegliche Techniken des Spezialkriegs und all seine Möglichkeiten eingesetzt. Ohne irgendein Kriegsrecht anzuerkennen, verfolgt der türkische Staat alle möglichen Formen des Angriffs, die seiner faschistischen Identität entsprechen. Dazu gehört auch der Einsatz von Giftgas. Er zielt auf die Region Kurdistan und die Zivilbevölkerung ab, setzt seine auf Zerstörung von Dörfern und zivilen Siedlungsgebieten basierende Strategie in Südkurdistan fort und treibt insbesondere in Nordkurdistan die Repression und Folter wie auch die kulturelle und spirituelle Unterdrückung auf das höchstmögliche Niveau. Es ist fast so, als gäbe es in der Gesellschaft niemanden mehr, der nicht verhaftet worden wäre. In den Gefängnissen wird jede Methode eingesetzt, um den Willen der Menschen zu brechen. Mit der wie ein Wiedergänger angestachelten nationalistischen Welle wird versucht, das physische Töten von Kurd:innen zu Hause, in der Schule, bei der Arbeit und auf der Straße zu normalisieren und den Willen der kurdischen Gesellschaft zu brechen.“

Internationale Unterstützung für Kriegspolitik“

Koçgiri kritisiert das Schweigen der internationalen Gemeinschaft zu dem Vorgehen des türkischen Staates und sagt: „Dieses Schweigen bedeutet, dem Völkermordplan zu zustimmen. Tatsächlich zeigen die technische und logistische Unterstützung der NATO und die finanzielle Unterstützung, die unter dem Namen ‚Flüchtlingsfonds‘ dem türkischen Staat übergeben wird, dass wir es mit einem Konzept zu tun haben, das auf der Grundlage eines internationalen Bündnisses – wie 1999 – vereinbart wurde. Auch die Haltung der südkurdischen PDK und das Schweigen der irakischen Regierung sind Ausdruck dieser Prinzipien. So sehr, dass ein Angriff auf das Şengal-Krankenhaus, der eigentlich ein Kriegsverbrechen darstellt, das, wenn es irgendwo anders auf der Welt geschähe, einen Ausbruch der Entrüstung erzeugen würde, nicht den geringsten Protest bei den Regierungen hervorruft. Als regionaler Pfeiler dieses Konzepts kann die PDK ihre Zusammenarbeit mit dem türkischen Staat nicht länger verbergen und zeigt, dass sie sich niemals an kurdischen Interessen orientiert hat. In diesem Sinne ist der Krieg, in dem wir uns befinden, das Ergebnis eines Konzepts, das weit über die regelmäßigen grenzüberschreitenden Operationen hinausgeht. Es handelt sich definitiv nicht um Routine, es geht um das Schicksal.“

Das kurdische Volk wird als ganzes ins Visier genommen“

Die Kommandantin erklärt, dass die Angriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete Teil einer langfristigen Planung seien. „Die Operation auf Metîna, Zap und Avaşîn zielt darauf ab, in eine bessere Position in Richtung Gare, Qendîl, Şengal und Mexmûr zu kommen, um die dortigen Ziele zu verwirklichen. Damit soll einerseits die Guerilla getroffen werden, aber auch die türkische Armee überall stationiert und Başûrê Kurdistanê [Südkurdistan] besetzt werden. Tatsächlich wollen sie mit der Operation nicht nur die PKK auslöschen, es geht darum, eine wirklich unabhängige, kurdische Entität in Südkurdistan zu verhindern und die Region unter die eigene Kontrolle zu bringen. Damit sollen alle kurdischen Dynamiken neutralisiert werden. Dies ist im Wesentlichen die Tatsache, die die Regierung von Basûrê Kurdistanê nicht verstanden hat. Das Ziel ist das kurdische nationale Erwachen und die freiheitliche Haltung. Mit anderen Worten, das kurdische Volk und Kurdistan als Ganzes werden ins Visier genommen. Daher werden sie auf der Fortsetzung der Operation bestehen, auch wenn sie nicht das gewünschte Ergebnis erzielen."

Die Entwicklungen des Krieges

Zu den Entwicklungen in den Medya-Verteidigungsgebieten führt Koçgiri aus: „Es wird versucht, die ins Visier genommenen Gebiete, Stellungen und Regionen sowohl mit Luftangriffen als auch mit massiver Kraft am Boden einzunehmen. Wo immer sich die Besatzungstruppen niedergelassen haben, ob es sich um strategische Hügel oder Gelände handelt, stellen sie umgehend technische Ausrüstung wie Kameras usw. auf. Durch die Beobachtung vom Boden und aus der Luft soll das Gebiet kontrolliert, die Bewegungsfreiheit der Guerilla auf Null reduziert und durch die massive Angriffskraft der Kriegstechnik neutralisiert werden. Dabei hatte der Feind die ihm entstandenen Verluste nicht in die Rechnung miteinbezogen. Das Militär sollte sich auf eine große Fläche ausbreiten und die Infrastruktur und die Kriegsvorbereitungen der Guerilla vollkommen vernichten. Deshalb agierten die Soldaten eher als Suchkommandos und weniger als eine Kampftruppe. So versuchten sie, das Gelände unter Kontrolle zu bekommen.“

Sie sind trotz allem gescheitert“

Koçgiri fährt fort: „Sie versuchten, ihre Einheiten wirkungsvoller zu machen, indem sie sich nachts bewegen sollten, sich in bestimmten Gebieten sammelten, aber im Gelände nur in Zweiergruppen Stellungen errichteten. So sollte das Ziel der Guerilla verkleinert werden. Man legte viel Wert auf Tarnung und geheime Einheiten. Diese Form der Bewegung wird insbesondere an unseren strategischen Stellungen, die sie einnehmen wollen, betrieben. Wie bei einer Festungsbelagerung versuchen sie, unsere Stellungen zu umzingeln und die strategischen Stellungen zu isolieren. Diese belagerten Stellungen sollen dann mit Flugzeugen, schweren Waffen, Sprengstoff und letztlich chemischen Waffen zu Fall gebracht werden. Tatsächlich sollen die Freund:innen, die Widerstand leisten, wenn möglich getötet werden, wenn das nicht gelingt, soll ihr Wille gebrochen und sie sollen in die Kapitulation gezwungen werden. Etwa fünf Monate lang setzte der Feind diese Mittel in vollem Umfang ein und versuchte so, Ergebnisse zu erzielen. Aber im Gegenteil, Mamreşo in Avaşîn, der Kleine Cilo in Zap und der Zendûra-Gipfel in Metîna wurden zu einem Albtraum für den Feind. Das ist die Wahrheit; diese Realität zeigt das Versagen der türkischen Armee, die sich rühmt, eines der größten NATO-Heere zu sein. Unter einer solchen Umzingelung hielten die Freund:innen am Mamreşo in einer nicht besonders guten Stellung zehn Tage lang bis zum letzten Atemzug aus. Sie zeigten ihre Entschlossenheit zum Widerstand als apoistische Militante. Dasselbe geschah am Kleinen Cilo und dem Zendûra-Gipfel. Der Einsatz von Giftgas gegen unsere Freund:innen ist Ausdruck der Niederlage des Feindes. Tatsächlich war der Feind außerhalb dieser Gebiete nicht in der Lage, sich auch nur einen Schritt über seine Positionen zu Beginn der Operation hinauszubewegen. Drei Monate lang haben sie alle ihre Ressourcen gegen die Positionen an den Hängen von Werxelê und gegen die Position am Girê Sor eingesetzt, aber sie waren nicht in der Lage, den Willen der Freund:innen zu brechen.

Guerilla in der Offensive“

Trotz all seiner Bemühungen konnte der türkische Staat die Aktionen im Gebiet nicht verhindern. Die andauernden Aktionen in Xakurk, Gever und in Bakur haben die Handlungen des Feindes weitestgehend scheitern lassen. Der andauernde Guerillawiderstand hat allen Plänen der AKP-Regierung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die faschistische AKP/MHP-Allianz hatte geplant, die Medya-Verteidigungsgebiete einzunehmen und anschließend im Sommer Şengal und Rojava anzugreifen. Das türkische Regime hat sein ganzes System auf der Vernichtung der Guerilla errichtet und sieht sich jetzt mit den Kosten eines Krieges konfrontiert, den es es sich trotz aller Unterstützung von außen nicht leisten kann. In diesem Sinne steckt die Türkei in einem großen Dilemma. Aus diesem Grund hat sie ihre Trumpfkarten einschließlich ihrer geopolitischen Lage, der Flüchtlinge und Dschihadisten verkauft und ist zu einem Bettler geworden, der allen alles anbietet. Dies ist das erste Mal, dass das wahre Gesicht der AKP, deren jüngste Ambitionen in Afghanistan vergeblich waren, so prominent enthüllt wurde. Es waren die Entschlossenheit, der Wille und die Haltung der apoistischen Guerillakämpfer:innen, die dazu führten.

Der Krieg bestimmt das Schicksal“

In diesem Sinne hat der heiße Krieg, den wir in den Medya-Verteidigungsgebieten führen, eine große strategische Bedeutung, die über das Schicksal entscheidet. Die Medya-Verteidigungsgebiete sind zum Hauptziel der Ambitionen des Feindes geworden, denn es sind die Gebiete, in denen sich die Guerilla der demokratischen Moderne strukturiert und ihre Taktiken professionell umsetzt. Dies erhöht die strategische Bedeutung unserer Region in diesem Prozess, in dem versucht wird, ein zweites Komplott, dieses Mal gegen die Guerilla, durchzuführen. Der Erfolg im Krieg um die Medya-Verteidigungsgebiete wird eine Garantie für die Existenz der Guerilla darstellen. Er ist auch eine Garantie für die Existenz des freien Lebens, das sich auf der Grundlage des demokratisch-nationalen Bewusstseins unseres Volkes und der Frauen entwickeln wird.“