Pelşin Koçgiri: Dritter Weltkrieg wird in Kurdistan entschieden
Die Kommandantin der YJA-Star, Pelşin Koçgiri, beschreibt den seit zwei Monaten andauernden heißen Krieg um die Medya-Verteidigungsgebiete als „finale Phase im dritten Weltkrieg“.
Die Kommandantin der YJA-Star, Pelşin Koçgiri, beschreibt den seit zwei Monaten andauernden heißen Krieg um die Medya-Verteidigungsgebiete als „finale Phase im dritten Weltkrieg“.
Seit dem 23. April versucht die türkische Armee mit aller Kraft, die Gebiete Zap, Avaşîn und Metîna in den südkurdischen Medya-Verteidigungsgebieten einzunehmen. Pelşin Koçgiri, eine der Kommandantinnen der Frauenguerilla YJA-Star, spricht von einer Phase der strategischen Offensive. Sie erklärte im Fernsehsender Medya TV: „Tatsächlich findet die letzte Phase des Dritten Weltkriegs derzeit in den Medya-Verteidigungsgebieten statt. Das Zentrum des Krieges ist ohnehin Kurdistan und dieser Weltkrieg wurde mit dem Komplott gegen Rêber Apo [Abdullah Öcalan] eingeleitet. Wir haben uns als Guerilla in diesem Prozess erneuert. Wir haben uns an die neue Ära angepasst, neue Strukturen entwickelt und uns so gerüstet, dass wir im hochtechnisierten Krieg bestehen können. Das ist die eigentliche Gefahr, die der Feind wahrnimmt, deswegen hatte er zuerst versucht, diese aus dem Weg zu räumen. Wie immer übernimmt die Türkei hier die Rolle des Polizisten der internationalen Mächte.“
„Der türkische Staat hat mit seiner dogmatischen Logik die Situation nicht verstanden“
Koçgiri fuhr fort: „Seit 40 Jahren dauert dieser Krieg auf unvergleichliche Weise an und immer hat der apoistische Geist gewonnen. Dieser 40-jährige Krieg hat gezeigt, dass es nichts gibt, was die Guerilla nicht tun kann. Der von einem streng dogmatischen Geist geprägte Staat ist jedoch nicht in der Lage, das zu begreifen. Er vertraut auf die Technik, die er von der NATO bekommen hat, und glaubt, so aus der Situation herauszukommen. Aber der Staat hatte die Kraft der neu strukturierten Guerilla nicht in seine Rechnung mit einbezogen.
„Wir haben die Kraft, die ganze Welt mit Hoffnung zu impfen“
Ich denke aber, dass das in den letzten zwei Monaten verstanden wurde oder es wird noch verstanden werden. Die technische Ausrüstung wurde dem türkischen Staat von der NATO bereits vor langer Zeit übergeben, und er hat begonnen, sie auszuprobieren. Daher waren wir immer auf der Suche nach Methoden, wie wir effektiver darauf reagieren und den Guerillakampf aufrechterhalten können. Als PKK-Guerilla sind wir nicht auf Kurdistan beschränkt. Unsere Philosophie und Ideologie sind nicht auf uns selbst begrenzt, wir sind eine Kraft, die die ganze Welt anspricht und mit Hoffnung impft. Wir haben durch unsere Opfer viel gelernt und uns in jeder Phase erneuert. Wir haben die Art und Weise, wie wir uns bewegen und positionieren, verändert. Die Konsequenzen daraus sind in den Ergebnissen der letzten zwei Monate deutlich zu sehen und werden noch deutlicher sichtbar werden.“
„Sie haben ihr Scheitern durch den Einsatz von Chemiewaffen gezeigt“
In Bezug auf den Widerstand in Gebieten wie Mamreşo weist die Kommandantin darauf hin, dass die türkische Armee sich gezwungen sah, Chemiewaffen einzusetzen, weil sie anders nicht gegen den Guerillawiderstand ankam. Dies sei eigentlich ein Eingeständnis der Niederlage: „Tatsächlich kann jede Person, die etwas vom Krieg versteht, sehen, dass der türkische Staat besiegt wurde. Einen Ort mit Hunderten Soldaten zu belagern und nicht in der Lage zu sein, den Willen dieser Menschen zu brechen und Ergebnisse zu erzielen, zeigt seine Verzweiflung. Der Einsatz von Gas ist nichts weiter als ein Eingeständnis der Niederlage. Bis zum letzten Moment gab es Kontakt mit den Freund:innen und als letztes hörten wir, dass Gas eingesetzt wurde. Bis zu diesem Moment haben die Freund:innen ihre Begeisterung, ihre Kampfkraft und ihren Willen zur Verteidigung nicht verloren.“
Überall Widerstand
Pelşin Koçgiri erklärte, dass der Widerstand nicht auf Mamreşo beschränkt ist, sondern in vielen Gebieten auf diese Weise stattfinden. In Bezug auf Girê Şehîd Serdar und die Gebiete Aris-Faris und Cîlo yê Biçûk in der Zap-Region führte sie aus: „Aufgrund der Bedingungen konnten wir uns hier nicht gut vorbereiten, aber die Freund:innen haben bis zum Schluss entschlossenen Widerstand geleistet. Zum Beispiel hatten wir eigentlich nicht den Plan, in einem Gebiet wie Aris-Faris zu bleiben, aber die Freund:innen bestanden darauf, dem Feind Verluste zuzufügen und zu kämpfen. Sie machten sich die Parole von Mamreşo ‚Wir graben dem Feind sein Grab‘ zu eigen und leisteten Widerstand bis zum Ende. Auch hier, obwohl der Cîlo yê Biçûk und das Gebiet Tipa T in der Zap-Region sehr eng sind und der Bewegungsspielraum eingeschränkt ist, haben die Freund:innen bis vergangene Woche den Feind nicht zum kleinen Cîlo vordringen lassen. Die Aktionen unter dem Kommando von Heval Bawer ließen den Feind atemlos zurück. Der Widerstand gegen die Soldaten, die versuchten zum kleinen Cîlo vorzudringen, war immens und wurde von Heval Ronahî angeführt. Der Widerstand, der von diesen jungen Freund:innen entfesselt wird, könnte wirklich Gegenstand von Romanen und Filmen sein. Alle suchen Heldentum und Tapferkeit, aber wir erleben das hier in den letzten Tagen als konkrete Realität in jedem Moment. Jeder Tag, den die Guerilla unter dem Angriff dieser Technik erlebt, könnte Gegenstand eines Romans zu sein."
„Totaler Widerstand notwendig“
„Es gab Zeiten, in denen das Volk hervortrat und die Guerilla nicht den notwendigen Beitrag leisten konnte. Manchmal trat der Widerstand auch in verschiedenen Dimensionen in den Vordergrund. Heute ist der Tag des großen Aufstands gekommen. Heute ist der Tag, den Kampf überall hin auszubreiten. Niemand kann sagen, dass er oder sie nichts tun kann. Wir müssen zum totalen Widerstand übergehen.“
Die Kraft der Frauenguerilla
Die Kommandantin betonte, dass insbesondere den Frauen eine besondere Rolle zufalle, und führte konkrete Beispiele für die Stärke der Frauen aus der Guerilla an. Sie sagte: „Das Niveau, das wir als Guerillakämpferinnen erreicht haben, ist bei der Invasion deutlich geworden. Es wurde eine wirklich ungeheure Kraft entfesselt, sowohl in der Kriegsführung, im Rahmen der Neustrukturierung, bei der Umsetzung der entsprechenden Disziplin als auch im Ausmaß des Widerstands.“ Neben vielen anderen Beispielen führte sie die Gefallenen Ronahî und Melsa aus dem Gebiet Cîlo yê Biçûk an: „Obwohl Ronahî selbst noch nicht im Krieg erfahren war, näherte sie sich dem Feind auf 20 Meter und tötete sieben Soldaten mit ihren Handgranaten. Heval Melsa war eine der Freundinnen, die, obwohl sie sich in jungen Jahren angeschlossen hatten, ihre Leidenschaft und Freude nie verloren haben. Sie wollte immer in der erste Reihe stehen und kämpfte in den Tunneln am Cîlo yê Biçûk.“
„Finaler Krieg der Frauenbefreiung“
Zur Bedeutung des Kriegs erklärt die YJA-Star-Kommandantin: „Aktuell ähneln sich die Geschichte der Frauen und die Geschichte Kurdistans stark. So wie alle patriarchalen Männer vereint sind, wenn es gegen Frauen geht, sind alle Systemkräfte vereint, wenn es um Kurdistan geht. Diese Angriffe sind die letzte Offensive der Vergewaltigungskultur. Die Region Kurdistans ist einer Vergewaltigung ausgesetzt. Vergewaltigung ist die extremste Art der Gewalt gegen die Seele, die Emotionen und den Körper einer Frau, und auch Kurdistan wird vergewaltigt. Angesichts dieser versuchten Vergewaltigung gibt es drei Optionen: Du schweigst, du beteiligst dich und machst dich mitschuldig an dieser Vergewaltigung, oder du kämpfst dagegen. In dieser Phase müssen alle ihre eigene Position bestimmen."