KNK: Das Regime im Iran kann den Aufstand nicht stoppen

Die KNK-Vorsitzende Zeyneb Murad ruft zur Unterstützung des Widerstands in Ostkurdistan auf und kritisiert die kurdischen Parteien PDK und YNK für ihr Schweigen.

Der von Ostkurdistan ausgehende Aufstand im Iran dauert weiter an. In ostkurdischen Städten herrscht de facto Kriegszustand, im ganzen Iran von Belutschistan über Teheran bis Luristan gehen Menschen unter der Führung von Frauen auf die Straße und nehmen Lebensgefahr in Kauf, um Widerstand gegen das Mullah-Regime zu leisten. Die Ko-Vorsitzende des Nationalkongress Kurdistan (KNK), Zeyneb Murad, ruft zur Unterstützung des Widerstands auf.

Die Angriffe richten sich gegen das ganze kurdische Volk“

Murad bewertete gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya die aktuellen Entwicklungen im Iran und Rojhilat (Ostkurdistan) und erklärte: „Im Iran und Rojhilat finden seit mehr als drei Wochen große Proteste statt. Diese Aktionen begann nach der Ermordung von Jina Amini. Sie beschränkten sich nicht auf den Iran, sondern die ganze Welt reagierte. Diese Rebellion im Iran begann unter der Führung von Frauen mit der Parole ‚Jin Jiyan Azadî‘ (Frauen, Leben, Freiheit) und versetzte das Regime in Schrecken. Deshalb bombardierte es Stützpunkte von Parteien aus Ostkurdistan in Südkurdistan und die Grenzen bei Sîdekan und einigen anderen Distrikten wurden geschlossen. Die Bombardierungen dauern weiter an. Der iranische Staat, der den Widerstand nicht mehr kontrollieren und liquidieren kann, greift Regionen in Südkurdistan und die Parteien aus Ostkurdistan auch dort an. Diese Angriffe des iranischen Staates entsprechen den Attacken des türkischen Staates und zeigen, dass es ein Bündnis oder zumindest eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Besatzerstaaten gibt. Die Angriffe richten sich nicht nur gegen politische Parteien, sondern auch gegen das kurdische Volk. Ihr Ziel ist es, das kurdische Volk zu vernichten und seine Errungenschaften zu beseitigen. Es ist jedoch bedauerlich, dass diese Tatsache von den Vertretern der Regierung von Südkurdistan nicht anerkannt wird.“

Zeyneb Murad (l.) teilt sich die genderparitätische Doppelspitze des KNK mit Ahmet Karamus

Unterstützung des Widerstands in Rojhilat ist nationale Verantwortung“

Murad bezeichnete es als nationale Aufgabe, für den Widerstand in Ostkurdistan einzutreten, und sagte: „Die Regierung in Südkurdistan schweigt zu den türkischen Angriffen. Gleichzeitig bezieht sie auch keine ernsthafte Stellung gegenüber den iranischen Attacken. Die Bevölkerung hat gegen diese Angriffe protestiert, aber die Regierung hat bisher keine Einwände erhoben. Der Feind greift wahllos Kurdinnen und Kurden an. Daher müssen das kurdische Volk, die politischen Kräfte, die Institutionen und die kurdischen Behörden diese Realität erkennen und ihren Pflichten und ihrer Verantwortung gerecht werden. Es liegt in der Verantwortung aller Kurdinnen und Kurden, den Widerstand von Rojhilat zu verteidigen und zu unterstützen. Deshalb rufen wir besonders dazu auf, im nationalen Geiste den Widerstand von Ostkurdistan zu unterstützen.“

Südkurdistan ist zu einem Friedhof geworden“

Murad ging auch auf die Angriffe in den Guerillaregionen Zap, Avaşîn und Metîna ein und erklärte: „Die PDK (Demokratische Partei Kurdistans) und die YNK (Patriotische Union Kurdistans) haben zu diesen Angriffen geschwiegen. Es ist mehr als ein Jahr her, dass der türkische Staat damit begonnen hat, Regionen in Südkurdistan mit aller Macht anzugreifen. Bislang wurde jedoch noch nichts dagegen unternommen. Dieses Schweigen und das Ausbleiben einer Reaktion ermutigt den türkischen Staat, unser Volk zu töten und unser Land zu besetzen. In Hewlêr und Dihok, Orten, die unter der Kontrolle der PDK stehen, dürfen die Menschen nicht einmal protestieren. Aber auch von der Verwaltung in Silêmanî (YNK) gab es keine Reaktion. Auch in Silêmanî wurden die Proteste angegriffen. Das ist inakzeptabel. Südkurdistan ist zu einem großen Friedhof geworden. Es ist zu einem Ort geworden, an dem unser Volk aus Rojava, Bakur und Rojhilat ermordet werden. Junge Menschen, die unsere Zukunft sind, nehmen den Tod in Kauf, um nach Europa zu gelangen. Sie sind auf der Flucht vor diesen Verhältnissen. Dies ist der offensichtlichste Hinweis darauf, dass die Regierung hier ungerecht und undemokratisch ist.“

Südkurdische Regierung ist Komplizin bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit“

Zu den Einsätzen von Chemiewaffen in den Medya-Verteidigungsgebieten erklärte Murad: „Die Türkei begeht vor den Augen der Weltöffentlichkeit ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie setzt vor den Augen der Weltöffentlichkeit verbotene Waffen ein. Sowohl die Regierung von Südkurdistan als auch die Welt schweigen, die nationalen Institutionen schweigen ebenso. Die westlichen Staaten machen nur Interessenspolitik. Die Regierung Südkurdistans schweigt nicht nur, sondern behindert auch Delegationen, die in der Region ermitteln wollen. Dies zeigt, dass sie Komplizin der türkischen Chemiewaffeneinsätze ist. Sie sollte erkennen, dass sie damit an Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Kurdistan beteiligt sind. Die Regierung muss begründen, warum sie Delegationen den Zutritt verweigert hat. Das kurdische Volk hat Freundinnen und Freunde auf der ganzen Welt. Wir müssen mit diesen Menschen eine Partnerschaft eingehen. Wir appellieren an unser gesamtes Volk, insbesondere an das Volk von Behdînan: Wir wissen, dass Ihr unter Druck steht, aber wir dürfen angesichts dieses Unrechts nicht schweigen. Heute werden nicht nur Menschen von ihrem Land vertrieben, es wird alles Lebendige zerstört. Deshalb müssen wir alle gemeinsam gegen den Einsatz von Chemiewaffen zusammenstehen. Es ist eine nationale Aufgabe und Verantwortung, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die verhindern, dass dies untersucht wird.“