KCK: Ein großer Kampf auf Grundlage der Juni-Offensive

Im Verlauf der letzten 17 Jahre hat die kurdische Freiheitsbewegung weitreichende Veränderungen durchlaufen, erklärt der KCK-Exekutivrat mit Blick auf den Jahrestag der Guerillaoffensive am 1. Juni 2004 und gedenkt den Gefallenen des Befreiungskampfes.

Der Exekutivrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat anlässlich des 17. Jahrestags der Guerillaoffensive vom 1. Juni 2004 den Gefallenen der kurdischen Befreiungsbewegung gedacht, die seit der Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfs nach fünf Jahren einseitigem Waffenstillstand ums Leben gekommen sind. „Wir möchten auch unser Versprechen erneuern, ihren Traum eines freien Kurdistans und eines demokratischen Mittleren Ostens Wirklichkeit werden zu lassen”, heißt es in einer Stellungnahme.

Nach der Verschleppung Abdullah Öcalans 1999 und den Versuchen, die kurdische Befreiungsbewegung von innen wie von außen zu vernichten, stellte die Offensive vom 1. Juni 2004 einen wichtigen Befreiungsschlag dar. Der Exekutivrat des auf Initiative Öcalans zur Umsetzung des Demokratischen Konföderalismus gegründete Dachverband bezeichnet den Vorstoß vom 1. Juni als „Fortsetzung der Offensive vom 15. August 1984” (Beginn des bewaffneten Kampfes der PKK, ANF) und einen „wichtigen Schritt” für deren Erfolg. Weiter erklärt die KCK: „Die damalige politische Lage verlieh der Offensive vom 1. Juni eine historische Bedeutung. Sie fand zu einer Phase statt, in der die am internationalen Komplott gegen Abdullah Öcalan beteiligten Kräfte und der türkische Staat unsere Freiheitsbewegung für besiegt hielten und hofften, die PKK von Innen heraus zur Kapitulation zwingen zu können.

Erdoğan: Solange man nicht an die kurdische Frage denkt, existiert sie nicht

Während des Waffenstillstands, der bis fünf Jahre nach der Gefangennahme Abdullah Öcalans andauerte, riefen Rêber Apo und unsere Freiheitsbewegung immer wieder zu einer demokratischen Lösung der kurdischen Frage auf. Doch der türkische Staat verkündete, die PKK sei nicht mehr in der Lage ihren Kampf fortzusetzen. Ihr Kriegsbeil sei unter der Erde zum Verfaulen verdammt und lasse sich nicht noch einmal ausgraben. Aufgrund dieser Annahmen äußerte der damals frisch an die Macht gelangte AKP-Vorsitzende Recep Tayyip Erdoğan bezüglich der kurdischen Frage, dass sie nicht bestehe, solange man nicht an sie denkt.

Auch die verlängerten Arme der Kräfte des internationalen Komplotts initiierten Versuche, die Partei unter ihre Kontrolle zu bringen, um die erneute Aufnahme des Kampfes zu verhindern. Doch als der Vorsitzende sein neues Organisations- und Kampfverständnis auf Basis eines neuen Paradigmas präsentierte, blieb den Kräften, die auf die Kapitulation abzielten, nichts anderes übrig als zu fliehen. Mit deren Flucht brachen auch die Pläne der Kräfte des internationalen Komplots und der AKP-Regierung zusammen. Somit startete die Guerilla am 1. Juni 2004 eine neue Phase des Kampfes auf Grundlage des auf Frauenbefreiung und einer ökologisch-demokratischen Gesellschaft basierenden Paradigmas. Freund und Feind erlebten dadurch, dass die PKK nicht kapitulierte, sondern stärker und effektiver kämpfte als je zuvor. Mit der Intensivierung ihres Kampfes gab sie somit eine klare Antwort auf die Angriffe der Komplottkräfte, des genozidalen und kolonialistischen türkischen Staates und der kurdischen Kollaborateure, die allesamt auf die Zerschlagung der PKK abzielten.

Im Verlauf der vergangenen 17 Jahre hat die kurdische Freiheitsbewegung weitreichende Veränderungen durchlaufen. Dadurch ist es ihr gelungen, sowohl den demokratischen Sozialismus auf eine solide Basis zu stellen, als auch bedeutende politische und militärische Entwicklungen zu erreichen. Im Jahr 2014 beschloss der türkische Staat den Plan zur Zerschlagung unserer Freiheitsbewegung (auch „Zersetzungsplan”, tr: „Çöktürme Planı“, sinngemäß: „In die Knie zwingen“ – am 30. Oktober 2014 noch während den Friedensverhandlungen vom Nationalen Sicherheitsrat beschlossenes Vernichtungskonzept gegen die kurdische Gesellschaft und ihre Befreiungsbewegung, ANF). Seitdem richtet er umfassende Angriffe gegen unsere Bewegung, die dadurch zerschlagen werden soll. Der Grund für diese Angriffe liegt in den wichtigen politischen und militärischen Gewinnen, die durch die Offensive vom 1. Juni erreicht wurden. Diese Offensive war nicht nur militärischer Natur. Sie stellte zugleich einen gesellschaftlich-politischen Kampf dar, deren Basis das neue Paradigma ist. Durch dieses Modell Rêber Apos konnte unsere Freiheitsbewegung verhindern, in einen ideologisch-politischen Stillstand zu geraten und ist zu einer Organisation geworden, die ein Beispiel für die Umsetzung des demokratischen Sozialismus darstellt.

Entschlossener Kampf in Zap, Metîna und Avaşîn

Auf Basis des Geistes vom 15. August und des Bewusstseins vom 1. Juni leisten unsere Freiheitsbewegung und die Guerilla heute einen entschlossenen Kampf gegen die völkermörderischen, kolonialistischen Kräfte und deren internationale Unterstützer. In Zap, Metîna und Avaşîn führt die Guerilla einen historischen Widerstand gegen die erneuten Angriffe des türkischen Staates, der dabei internationale Unterstützung erhält. Der seit 40 Tagen andauernde Widerstand, der auf Rêber Apo Verständnis der demokratischen Moderne basiert, versetzt den Aggressoren schwere Schläge. Es ist ersichtlich, dass diese Angriffe mit der Niederlage der genozidalen Kolonialisten enden werden – egal wie lange sie auch andauern mögen. Wir gratulieren der Guerilla zu ihrem historischen Widerstand! Um es mit den Worten des Gefallenen Çiyager Hêvî (bürgerlich Cihat Türkan, führte als YPS-Kommandant den Widerstand gegen die türkische Belagerung in Sûr an, ANF) zu sagen: Das Ende wird spektakulär sein!

Gedenken an Gezi-Gefallene

Der 1. Juni stellt zugleich den Jahrestag des Gezi-Widerstandes dar. Ganz gleich, wie sehr die Herrschenden der faschistischen AKP und MHP die Völker und Werktätigen in der Türkei unterdrücken mögen, der Geist von Gezi wird auch eine entscheidende Rolle beim Sturz dieser Regierung spielen. Der Geist von Gezi ist heute ein Teil dieser Erde. Durch die Verbindung des Geistes von Gezi mit dem Freiheitskampf des kurdischen Volkes werden eine demokratische Türkei und ein freies Kurdistan Realität werden.

Aufgrund der schmutzigen Kriegspolitik und der faschistisch-repressiven Regierung befindet sich die Türkei heute in einem politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Zerfall. Das AKP/MHP-Regime stellt Tag für Tag eine gewaltige Last auf den Schultern der Völker dar. Die kurdische Freiheitsbewegung hat mit ihrer Offensive vom 1. Juni eine neue Ära im Kampf für die demokratische Moderne eingeleitet. Durch die Vereinigung mit dem Geist des Gezi-Widerstandes wird der aktuellen Regierung das Ende bereitet werden. Unser Gedenken gilt auch den Gefallenen des Kampfes um Gezi.”