Die Invasion des türkischen Staates in Südkurdistan steckt weiterhin fest. Der erbitterte Widerstand der Guerilla, die aus Tunnelanlagen im Gebirge in Kombination mit mobilen Einheiten erfolgreich gegen die türkische Armee vorgeht, führt zu empfindlichen Verlusten der türkischen Armee. Die Invasionseinheiten versuchen mit allen Mitteln, die Kämpferinnen und Kämpfer in den Guerillatunneln zu eliminieren. Dazu wurden bisher unzählige Chemiewaffeneinsätze dokumentiert. Duran Kalkan weist als Mitglied des Exekutivrats der PKK auf den Einsatz unbekannter Sprengkörper mit extrem hoher Explosionskraft hin, diese überstiegen normale Sprengstoffe bei weitem. Kalkan sieht darin Hinweise auf den Einsatz „taktischer Nuklearwaffen“. Dies wäre eine neue Dimension der verbrecherischen Kriegsführung. Die Türkei verfügt selbst nicht über solche Waffen, diese müssten aus NATO-Beständen stammen, erklärte Kalkan im Sender Medya Haber TV.
„Sechs verschiedene Arten von Chemiewaffen im Einsatz“
Kalkan berichtet, dass gegen die Tunnel sechs verschiedene Arten von Chemiewaffen eingesetzt werden. Er verweist auch auf die zuletzt von den HPG veröffentlichten Videoaufnahmen, die den Einsatz chemischer Kampfstoffe dokumentieren. „Chemische Waffen werden ganz offen eingesetzt. Mit anderen Worten: mindestens 15 bis 20 Mal pro Tag, manchmal bis zu 30 Mal. Diese Praxis wurde auf alle Gebiete ausgeweitet, aber niemand sagt etwas. Es handelt sich jedoch um Kriegsverbrechen“, sagt Duran Kalkan.
„Es muss aufgeklärt werden, worum es sich bei den schweren Sprengkörpern handelt“
Außerdem würden neben Chemiewaffen Bomben mit extrem hoher Sprengkraft eingesetzt. Diese Bomben unterschieden sich den Chemiewaffen, aber auch von konventionellen Bombardements aus Flugzeugen, Haubitzen und Artillerie. Kalkan erklärt: „Die Guerilla berichtet, dass es sich um eine andere Art von Bombardierung handele. Dies wurde auch so in den Medien berichtet. In Medienberichten heißt es, dass Sprengstoff eingesetzt werde. Aber soll das für ein Sprengstoff sein? Das muss geklärt werden. Handelt es sich um C4, TNT, Dynamit, eine andere Art von Sprengstoff oder taktische Nuklearwaffen? Ich habe bereits zuvor gesagt, dass hier taktische Nuklearwaffen eingesetzt werden. Unsere Generalkommandantur hat das in gewisser Weise bestätigt. Vor kurzem hat CNN-Türk zum ersten Mal über diesbezügliche Aussagen eines pensionierten Generals berichtet. Das wurde nicht weiter diskutiert und die Presse hat sich nicht damit befasst. Das Pressezentrum der HPG sollte sich stärker darauf konzentrieren und die verfügbaren Daten analysieren.“
„Diese Waffen sind wirksamer als chemische Waffen“
Kalkan warnt, die Lage sei sehr ernst. Die eingesetzten potentiellen taktischen Nuklearwaffen seien effektiver als chemische Waffen. Er führt aus: „Die uns vorliegenden Daten und die Aussagen der Kämpferinnen und Kämpfer, die aus den Tunneln kamen, deuten darauf hin, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um taktische Nuklearwaffen handelt. Aber natürlich habe ich die Daten nicht im Detail auswerten können. Dazu bin ich gar nicht in der Lage. Das ist Aufgabe der Personen, die dazu in der Lage sind. Es geht nicht anders.“
Taktische Nuklearwaffen sind für Krieg im Gebirge entwickelt worden
Bei etwa einem Drittel des Nuklearinventars der NATO handelt es sich um taktische Nuklearwaffen. Kalkan weist daraufhin, dass diese Waffen für die NATO von höchster Bedeutung seien: „Diese Waffen wurden in Tunneln und an Bergpässen eingesetzt. Sie sind für den Einsatz an diesen Orten entwickelt worden. Genau das ist auch der Schauplatz des aktuellen Krieges. Im Grunde können diese Waffen jetzt in Koffern oder Taschen transportiert werden. Sie können von Gewehren oder kleinen Rampen abgefeuert werden. Heute haben sie eine sehr klare Funktion. Diese Eigenschaften entsprechen der aktuellen Situation.“
Eine kleine Bombe von fünf Kilo hat die Sprengkraft von 20 Tonnen TNT
Kalkan beschreibt die Sprengkörper und sagt, zum Einsatz kämen Bomben, die etwa vier bis fünf Kilo wiegen, aber die Sprengkraft von 20 Tonnen TNT hätten. Dies zeige sich sowohl an der Lautstärke der Detonation als auch an der Wucht. Er erklärt weiter: „Wenn die Bomben explodieren, wird sofort der gesamte Sauerstoff vernichtet. Alle Lebewesen werden vernichtet, ihre Nervensysteme werden zerfetzt.“ Diese Beschreibung könnte auch auf thermobarische Waffen hindeuten. Kalkan zitiert einen Bericht der Guerilla vom Girê Sor in Avaşîn: „Das letzte Mal gab es eine so massive Explosion, dass wir dachten, es handele sich um ein Erdbeben. Sie war ganz anders als die vorherigen Detonationen. Wir hatten uns einem Ort geschützt. Dort blieben wir eine Weile. Als wir herauskamen, stellten wir fest, dass alle Freund:innen gefallen waren. Wir gingen zum Eingang, sahen, dass keine Soldaten da waren und gingen hinaus.“ Kalkan fordert angesichts dieser Berichte eine Untersuchung.