Iranische Soldaten erschießen Kurden in Şemzînan

Im Grenzdorf Şikevtan bei Şemzînan in Nordkurdistan ist ein 25-Jähriger von iranischen Soldaten erschossen worden.

Iranische Revolutionsgarden haben in der nordkurdischen Provinz Colemêrg (tr. Hakkari) einen 25-jährigen Mann getötet. Bei dem Opfer handelt es sich um Rustem Çakmak, Bewohner des Dorfes Şikevtan im Landkreis Şemzînan (Şemdinli). Die Ortschaft grenzt an iranisches Staatsgebiet.

Der Fall ereignete sich nach vorliegenden Informationen am frühen Sonntag. Fotos des Opfers deuten auf einen Kopfschuss hin, Çakmak muss regelrecht exekutiert worden sein. Wie Angehörige gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) äußerten, sei der Mann sofort tot gewesen. Die Leiche wurde von den Eltern in das staatliche Krankenhaus in Şemzînan gebracht. Mittlerweile haben die Behörden eine Autopsie des Leichnams angeordnet, die im rechtsmedizinischen Institut von Hakkari durchgeführt werden soll.

Quelle: MA

17 Zivilisten in Colemêrg in den letzten Jahren getötet

Rustem Çakmak soll wie viele andere Menschen in den vom Krieg geplagten und systematisch vernachlässigten strukturschwachen Provinzen in Nordkurdistan vom illegalen Grenzhandel gelebt haben. Während seiner Ermordung habe er jedoch eine Tierherde auf eine Weidefläche geführt. Andere Verdienstmöglichkeiten als die Viehzucht und den Grenzhandel gibt es in Colemêrg so gut wie nicht. Mit Rustem Çakmak sind seit 2016 in Colemêrg mindestens 17 Personen zum Ziel extralegaler Hinrichtungen durch iranische Grenzsoldaten geworden – auf türkischem Staatsgebiet. Konsequenzen gab es bisher nicht. Erst vor einem Jahr war im Dorf Şikevtan ein junger Mann von iranischen Militärs zuerst erschossen worden, bevor seine Leiche in den Iran verschleppt wurde. Erst durch massiven Protest aus der Bevölkerung wurde der Körper ausgehändigt.

Sterben im Grenzgebiet nimmt seit 2018 zu

Im Grenzgebiet zwischen Ost-, Süd- und Nordkurdistan kommt es seit Jahren zu gezielten Tötungen von Zivilisten, die häufig vom Grenzhandel leben, durch iranische Militärs, seit Ende 2018 jedoch immer häufiger. Der damals für Sicherheitsangelegenheiten zuständige stellvertretende Innenminister des Iran, Hossein Zolfaghari, hatte eine verfassungsfeindliche Fatwa verkündet und Grenzhändler als „Schmuggler“ bezeichnet, die „getötet werden müssen“. Das Drama der Menschen, die aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Perspektiven und der hohen Arbeitslosigkeit auf allen Seiten der Grenzen unter schwierigsten Umständen ihr Leben riskieren, um wenigstens irgendein Einkommen für sich und ihre Familien zu erzielen, will seitdem nicht abreißen. Laut einer Bilanz der Initiative „Kolbarnews” sind 2020 allein im iranisch-türkischen Grenzgebiet mindestens 67 Lastenträger zu Tode gekommen, weitere 163 wurden verletzt.