Irakische Armee umstellt Camp Mexmûr - UPDATE

Irakische Militärs haben Camp Mexmûr in Südkurdistan umstellt, das selbstverwaltete Lager soll mit Stacheldraht umzäunt werden. Die Bevölkerung leistet Widerstand.

Das irakische Militär hat Camp Mexmûr in Südkurdistan umstellt. Am frühen Morgen rückten Armeeeinheiten mit Dutzenden Panzerfahrzeugen vor dem selbstverwalteten Camp an. Beteiligt an dem Einsatz sind auch Spezialeinheiten und die Polizei. Offenbar soll das Lager mit Stacheldraht umzäunt werden. Die Bevölkerung leistet Widerstand.


In den letzten Jahren sind ähnliche Versuche, das Camp mit Stacheldraht einzuzäunen, am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Camp Mexmûr liegt etwa 60 Kilometer südwestlich von Hewlêr (Erbil), der Hauptstadt der Kurdistan-Region Irak. In dem Lager leben mehr als 12.000 Menschen. Die meisten von ihnen waren in den 1990er Jahren aufgrund der Repression des türkischen Staates und der Politik der verbrannten Erde gezwungen, ihre Dörfer in Nordkurdistan zu verlassen. Nach einer mehrjährigen Odyssee und Aufenthalten in verschiedenen Camps haben sie 1998 am Rand der Wüste das Lager Mexmûr gegründet. Die Campbevölkerung bildet damit die größte kurdische Flüchtlingsgemeinschaft weltweit.

Mittlerweile haben die Bewohner:innen ein Protestzelt am Eingang des Camps errichtet. Trotz des starken Regens protestieren Hunderte Menschen am Kontrollpunkt der irakischen Armee und skandieren „Serhildan", was auf Kurdisch Erhebung oder Volksaufstand bedeutet.


Drohnenangriffe auf Flüchtlinge

Der Türkei ist das basisdemokratisch organisierte und selbstverwaltete Camp ein Dorn im Auge. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Luftschlägen auf Mexmûr, zuletzt im August 2022. Dabei war ein sechsfacher Familienvater von einer Drohne getötet worden. Bei einem Luftangriff drei Monate zuvor war ebenfalls ein Zivilist von der türkischen Armee tödlich verletzt worden. Diese Kriegsverbrechen sind bis heute ohne Konsequenzen geblieben.

Offiziell unter UN-Schutz

Offiziell steht Mexmûr unter dem Schutz des UNHCR, praktisch sind die Vereinten Nationen allerdings nur noch nominell präsent. Die Organisation verließ das Lager bei den Angriffen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) im Jahr 2014 und kehrte danach nicht mehr zurück.