Hüseyin Arasan in Qendîl beigesetzt

Der unlängst in Silêmanî mutmaßlich vom türkischen Geheimdienst MIT ermordete Kurde Hüseyin Arasan ist auf dem Gefallenenfriedhof „Mehmet Karasungur“ im Qendîl-Gebirge beerdigt worden.

Hüseyin Arasan ist in Qendîl beigesetzt worden. Der aus Mêrdîn stammende Kurde erlag am frühen Samstagmorgen im Krankenhaus in Silêmanî seinen Schussverletzungen in Folge eines Anschlags am Vortag, der dem türkischen Geheimdienst MIT zugerechnet wird. Er lebte aufgrund von politischer Verfolgung in der Türkei, wo er rund 16 Jahre im Gefängnis verbracht hatte, seit einiger Zeit in der Kurdistan-Region Irak. Dort war er Mitglied im Verein der Werktätigen aus Mesopotamien (Komeleya Karkerên Mezopotamyayê, KKM). Er starb im Alter von 45 Jahren.

Beerdigt wurde Hüseyin Arasan auf dem Gefallenenfriedhof „Mehmet Karasungur“ im Qendîl-Gebirge. Der Leichnam wurde im Anschluss an eine Trauerfeier, die am Sonntag in der „Ahmedi Haci Ali“-Moschee in Silêmanî stattgefunden hatte, in einer Autokolonne in die Berggemeinde Binarê Qendîl überführt. Auf dem Weg für den Zustieg zur Ruhestätte schulterten Angehörige und Weggefährten den Sarg des Ermordeten und riefen „Die Gefallenen sind unsterblich“.

Nach einer Schweigeminute hielt Müslim Kaplan eine Ansprache im Namen des KKM: „Die Feinde, die uns von der Befreiungsbewegung isolieren wollen, sollten wissen, dass unsere Verbundenheit dem Weg der Gefallenen gilt. Ihr Ziel ist das Ziel unseres Volkes.“ Der Aktivist kritisierte, dass Südkurdistan unter der regierenden PDK (Demokratische Partei Kurdistans) zu einem „Hort von Verrätern“ verkommen sei und appellierte an die zweitgrößte Partei YNK (Patriotische Union Kurdistans), der „Linie der Faschisten“ die rote Karte zu zeigen. „Verbundenheit zu Kurdistan bedeutet, diese terroristischen Anschläge zu verhindern, die Täter ausfindig zu machen und sie zu bestrafen.“


Nach weiteren Trauerworten wurde der Leichnam von Hüseyin Arasan beerdigt, ebenfalls unter der kurdischen Parole „Şehîd namirin”. Am Montag können im KKM in Silêmanî in der Zeit von 10 bis 17 Uhr Beileidsbekundungen für den Ermordeten erbracht werden.

Sechster tödlicher Anschlag seit September 2021

In der Kurdistan-Region Irak werden kontinuierlich Attentate auf kurdische Aktivist:innen und Intellektuelle verübt. Für die Anschläge werden den türkische Nachrichtendienst MIT und Parastin, der Geheimdienst der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK), verantwortlich gemacht. Ziel der Angriffe sind vor allem Kurd:innen, die aufgrund von politischer Verfolgung in der Türkei nach Südkurdistan gekommen sind. Seit September 2021 sind sechs Menschen bei gezielten Anschlägen ermordet worden. Hüseyin Türeli wurde am 18. April in einem Einkaufszentrum in Dihok erschossen. Die Jineolojî-Aktivistin Nagihan Akarsel wurde am 4. Oktober 2022 in Silêmanî auf offener Straße erschossen. Am 28. August 2022 tötete der türkische Geheimdienst MIT den Autor und Historiker Suheyl Xurşîd Ezîz, Mitglied der Generalversammlung der Bewegung Tevgera Azadî, vor seinem Haus im südkurdischen Kifrî. Am 17. Mai 2022 wurde Zeki Çelebi vor seinem Restaurant in Silêmanî Opfer eines bewaffneten Angriffs und erlag einen Tag später seinen Verletzungen. Am 17. September 2021 wurde das Mitglied des Komitees der Familien der Gefallenen, Yasin Bulut (Şükrü Serhed), in Silêmanî ermordet. Am Tag zuvor wurde in Silêmanî Ferhad Bariş Kondu aus Südkurdistan bei einem bewaffneten Angriff schwer verletzt.