Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) macht den türkischen Geheimdienst MIT und den Geheimdienst Parastin der PDK für den tödlichen Anschlag auf Hüseyin Arasan am Freitag in der südkurdischen Metropole Silêmanî verantwortlich. Der aus Mêrdîn stammende Kurde erlag am frühen Samstagmorgen im Krankenhaus seinen Verletzungen. Er lebte aufgrund von politischer Verfolgung in der Türkei seit einiger Zeit in der Kurdistan-Region Irak.
In einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme des Komitees für Außenbeziehungen der KCK werden die beiden Geheimdienste als „antikurdische Terrororganisation MIT-Parastin“ bezeichnet. Arasan war Mitglied im Verein der Werktätigen aus Mesopotamien (Komeleya Karkerên Mezopotamyayê, KKM), der Anschlag fand vor den Vereinsräumen statt. Die KCK weist darauf hin, dass der Verein in Silêmanî von Menschen gegründet wurde, die vor der Verfolgung durch den türkischen Staat geflohen sind und in verschiedenen Städten Südkurdistans leben. Die Mitglieder seien seit langem systematischen Bedrohungen ausgesetzt. Die südkurdische Regionalregierung und die lokalen Sicherheitskräfte, die für den Schutz dieser Menschen zuständig seien, kämen ihrer Verantwortung nicht nach, kritisiert das KCK-Komitee:
„Vor allem der PDK nahestehende Institutionen wie der Parastin [Geheimdienst der PDK] sind die Hauptorganisatoren und Ausführenden solcher Massaker. Die Stadt Hewlêr [Erbil] ist weiterhin der sicherste Zufluchtsort für die Mörder des kurdischen Volkes. Alle Mörder, die in anderen Städten Anschläge begehen, landen in Hewlêr. Bisher ist noch kein Mörder, der nach Hewlêr geflohen ist, gefasst worden. Dies allein zeigt, welche Rolle die PDK bei diesen Massakern spielt. Die PDK und ihre Agenten und Kollaborateure sind die schärfsten Feinde einer freien kurdischen Identität und eines freien Patriotismus. Institutionell von der PDK organisiert und vom MIT [türkischer Geheimdienst] rekrutiert, zielen diese Verräter auf unser würdiges Volk und die Arbeiter:innen unseres Volkes und ermorden sie. Der MIT allein hat keine Möglichkeit, Agenten in Südkurdistan zu organisieren. Es ist auch klar, dass er ohne die Hilfe des Parastin der PDK keinen einzigen Schritt machen kann. Die PDK organisiert nicht nur Einzelpersonen als Agenten für den MIT, sondern rekrutiert manchmal ganze Familien in den Dienst des türkischen Geheimdienstes. Unsere Bewegung verfügt über Kenntnisse und hat gewisse Vorbereitungen für solche Einzelpersonen und Familien getroffen. Sie wird die notwendigen Maßnahmen ergreifen.
Ein zweites Zentrum, das bei den terroristischen Massakern gegen unser Volk genutzt wird, ist die Organisation der Turkmenischen Front in Kerkûk. Diese Struktur ist zu einem Zentrum geworden, in dem die schmutzige Arbeit des türkischen Besatzungsstaates organisiert wird. Sie wird unter irakischer Aufsicht weiter genutzt. Für diese Banden hat der MIT ein Hauptquartier in Kerkûk eingerichtet. Wir warnen die zuständigen irakischen Institutionen vor diesem terroristischen Agentennetzwerk. Wir fordern sie auf, irakische Staatsangehörige daran zu hindern, das Verbrechen der Spionage für ausländische Staaten zu begehen. Wir möchten betonen, dass wir auf die Spionage und die terroristischen Aktivitäten im Namen des türkischen Staates gegen unser Volk und unsere Kräfte reagieren werden.
Abschließend möchten wir einen Appell an die Kräfte Südkurdistans richten, die nicht unter der Kontrolle des türkischen Besatzungsstaates stehen, aber bisher nicht in der Lage waren, eine angemessene Reaktion zu zeigen. Vor 100 Jahren wurde der historische Völkermord mit den gegen unser Volk gefassten Beschlüssen verschärft. Wir befinden uns nun im 100. Jahr des Lausanner Völkermordabkommens. Es gibt intensive Debatten über die kurdische Einheit und die Freiheit Kurdistans. Viele revolutionäre und patriotische Menschen und Intellektuelle aus dem Norden, Westen, Osten und Süden Kurdistans sind in Südkurdistan durch die Zusammenarbeit des türkischen Staates und der PDK ums Leben gekommen. Wir haben wiederholt dazu aufgerufen, eine Rolle zu spielen, um diese Massaker zu verhindern. Freundliche Beileidsbekundungen lösen weder die Spaltung Kurdistans, noch stoppen sie die terroristischen Aktivitäten des türkischen Staates und seines Kollaborateurs Parastin. Südkurdistan ist eine Region mit einem politischen Status. Aber solche Anschläge sind nur in besetzten Gebieten möglich. In Südkurdistan, basierend auf der Partnerschaft von Politik, Gesellschaft und Sicherheitsinstitutionen, dürfen terroristische Angriffe durch verräterische und kollaborierende Kräfte nicht zugelassen werden. Als Bewegung haben wir immer den Willen Südkurdistans als Grundlage genommen. Nach solchen Anschlägen haben wir erwartet, dass Licht in diese Massaker kommt. Leider mussten wir feststellen, dass die Bemühungen nicht ausreichend waren und somit keine Ergebnisse erzielt wurden. Wir müssen die Strategie der PDK betonen, Terroristen und Mörder zu schützen. Wir rufen erneut alle kurdischen Parteien, demokratischen Institutionen und Sicherheitsinstitutionen auf, der Erpressung des türkischen Besatzungsstaates nicht nachzugeben: Beziehen Sie Stellung gegen das Massaker an kurdischen Patriot:innen und ergreifen Sie Maßnahmen. Ergreifen Sie Maßnahmen, bevor die Massaker geschehen, nicht nachdem sie geschehen sind. Wenn diese Massaker weitergehen, ist es unsere ureigenste Pflicht, unser Volk zu schützen und Präventivmaßnahmen zu ergreifen.“
Die KCK erklärt, dass Hüseyin Arasan ein Gefallener des kurdischen Befreiungskampfes ist und seine Mörder zur Rechenschaft gezogen werden.