Der Generalkommandant der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Mazlum Abdi, hat gemeinsam mit hochrangigen Kommandantinnen der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) am Freitagabend den strategisch wichtigen Tişrîn-Staudamm am Euphrat besucht und Gespräche mit der internationalen Anti-IS-Koalition geführt. Begleitet wurde Abdi unter anderem von Rohilat Efrîn, Mitglied des YPJ-Generalkommandos.
Die Delegation führte Rundgänge durch die Anlage durch. Details zu den Gesprächen mit der Koalition wurden bislang nicht veröffentlicht. Vor Ort fand jedoch ein Austausch mit Bürger:innen statt, die sich an der seit Januar an dem Staudamm stattfindenden Mahnwache beteiligen. In dem Gespräch würdigten Mazlum Abdi und Rohilat Efrîn den anhaltenden Widerstand der Bevölkerung von Nord- und Ostsyrien, der sich gegen Pläne richte, „die Errungenschaften der Völker Syriens zunichtezumachen“.
Abdi betonte, dass insbesondere die Diversität der Region – geprägt von Kurd:innen, Araber:innen, Assyrer:innen, Armenier:innen und Tscherkess:innen – in Zeiten zunehmender externer Spannungen die Grundlage für eine solidarische Verteidigung der demokratischen Errungenschaften bilde. „Der Tişrîn-Staudamm ist nicht nur ein lebenswichtiges Infrastrukturprojekt, sondern auch ein Symbol für den gemeinsamen Kampf und die Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien“, sagte Abdi. In seiner Ansprache an die anwesenden Zivilist:innen betonte er zudem, dass „Frieden, Gerechtigkeit und Gleichheit nur erreicht werden können, wenn alle Teile der Gesellschaft vereint an einer freien und sicheren Zukunft arbeiten“.
Die YPJ-Kommandantin Rohilat Efrîn hob besonders die Rolle von Frauen im Widerstand für den Tişrîn-Damm hervor. „Die Frauenrevolution in dieser Region hat bewiesen, dass echte Veränderung von der Basis ausgehen kann – und zwar geschlechtergerecht, ökologisch und demokratisch“, erklärte sie. Efrîn rief alle gesellschaftlichen Gruppen in Syrien dazu auf, sich solidarisch für den Aufbau eines gemeinsamen, friedlichen Landes einzusetzen.
Damm unter gemeinsamer Kontrolle
Die Region rund um den Tişrîn-Damm war über Monate hinweg Schauplatz von türkischen Angriffen und teils heftiger Gefechte zwischen den QSD und Islamisten der von Ankara kontrollierten „Syrische Nationalarmee“ (SNA). Bombardierungen forderten hunderte Tote und Verletzte, ein Großteil davon Zivilpersonen aus der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES). Der Damm ist eines der wichtigsten Wasserkraftwerke des Landes. Vor einer Woche hatten die DAANES und die syrische Übergangsregierung unter US-Vermittlung ein Abkommen zur gemeinsamen Kontrolle und Entmilitarisierung der Anlage geschlossen.