Hunderttausende feiern Newroz in Amed
Hunderttausende Menschen feiern in Amed Newroz. „Wer die Kurdinnen und Kurden für nichtig erklärt, möge auf diesen Platz schauen“, sagte die HDP-Abgeordnete Semra Güzel in einer Rede.
Hunderttausende Menschen feiern in Amed Newroz. „Wer die Kurdinnen und Kurden für nichtig erklärt, möge auf diesen Platz schauen“, sagte die HDP-Abgeordnete Semra Güzel in einer Rede.
In Amed (tr. Diyarbakir) feiern Hunderttausende Menschen begeistert Newroz. Da von der zwangsregierten Stadtverwaltung keine Busse zur Verfügung gestellt wurden, gab es Schwierigkeiten bei der Anreise zum Newroz-Park, trotzdem ließen sich die Menschen nicht von ihrem Neujahrsfest abhalten. Das Gelände ist mit Polizeigittern abgesperrt, Tausende Polizisten und Aufstandsbekämpfungsfahrzeuge sind im Einsatz. An mehreren Stellen gibt es polizeiliche Einlasskontrollen, an denen die türkische Corona-App „HES Code“ abgefragt wird. Journalistinnen und Journalisten mussten vier Kontrollen über sich ergehen lassen, bevor sie nach stundenlangen Warten auf den Festplatz gelangten.
Auf Transparenten auf dem Platz wird in acht Sprachen ein frohes Neujahr gewünscht. Die Feiernden schwenken Fahnen der von einem Verbotsverfahren betroffenen HDP, aber auch der PKK und Bilder von Abdullah Öcalan, von dem es seit einem Jahr kein Lebenszeichen mehr gibt. Trotz Polizeidurchsagen von der Bühne aus werden Parolen für Öcalan und für den Gefängniswiderstand gerufen.
Newroz wird seit 2633 Jahren gefeiert
Das offizielle Programm begann mit dem Widerstandslied Çerxa Şoreşê (Das Rad der Revolution) und einer Begrüßungsansprache des Festkomitees: „Der Schmied Kawa hat den Despoten Dehaq besiegt und ein Feuer angezündet. Newroz wird seit 2633 Jahren gefeiert und steht für Widerstand, Aufstand, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und Demokratie. Newroz pîroz be!“ Als das Newroz-Feuer angezündet wurde, riefen Hunderttausende Menschen: „Bijî Serok Apo!“ Die Polizei versuchte die Sprechchöre durch das Lautstellen der Musik zu unterdrücken.
Als nächste Rednerin trat die HDP-Abgeordnete Semra Güzel auf. „Der März ist in Kurdistan ein Monat des Widerstands. Unser Volk ist trotz allem auf den Straßen, überall in den Dörfern und auf den Almen brennen Newroz-Feuer. Wer die Kurden für nichtig erklärt, möge auf diesen Platz schauen. Die Kurdinnen und Kurden sind auf diesem Platz im Widerstand, diese Tatsache kann von keiner Regierung zerstört werden.“
Istanbul-Konvention ist eine rote Linie
Semra Güzel ging auch auf den von Erdogan angeordneten Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention ein und sagte: „Kämpfende Frauen, die Herrschenden wollen unseren Kampf zunichte machen, sie wollen uns unsere erkämpften Rechte nehmen. An dieser Stelle erklären wir ein weiteres Mal: Wir sind und werden sein, wir werden wir selbst sein. Der Präsident hat mit seiner Entscheidung erneut seine Frauenfeindlichkeit bewiesen. Der Beschluss ermutigt Frauenmörder. Für alle weiteren Feminizide trägt die AKP die Verantwortung.“ Für die HDP sei die Istanbul-Konvention ebenso wie die kriminalisierte genderparitätische Doppelspitze eine rote Linie, so die HDP-Abgeordnete.
Im Programm folgte als nächstes eine Rede von Sinan Çiftyürek, dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Kurdistan, der zur nationalen Einheit aufrief. Danach trat die Musikerin Şilan Dora auf. Das Programm dauert noch an.