Cemil Taşkesen ist freigelassen worden. Der Gewerbetreibende aus Sêrt war am Morgen festgenommen worden, weil ein Video mit seiner Äußerung „Hier ist Kurdistan“ viral gegangen war. Im Verhör wurde er gefragt, wer ihm den Befehl gegeben hat.
Nach massiven Protesten ist der wegen der Äußerung „Hier ist Kurdistan“ festgenommene Gewerbetreibende Cemil Taşkesen aus Sêrt (tr. Siirt) wieder freigelassen worden. Die Äußerung von Cemil Taşkesen war am Vortag im Gespräch mit der Vorsitzenden der IYI-Partei, Meral Akşener, gefallen. Die Politikerin der Abspaltung der ultranationalistischen MHP hatte Geschäfte in der Kreisstadt Misirc (Kurtalan) besucht und war dabei auch im Geschäft von Taşkesen aufgetaucht. Während der Unterhaltung kritisierte Taşkesen die staatliche Verleugnungspolitik in der Türkei und sagte: „Unsere Sprache wird geleugnet, unsere Identität wird geleugnet, Kurdistan wird geleugnet. Wir sind dagegen. Sie befinden sich derzeit in Kurdistan, doch leider wird dieses Kurdistan im Parlament geleugnet.“
Nachdem ein Video der Unterredung tausendfach im Netz geteilt wurde, stürmten Polizisten heute am frühen Morgen die Wohnung und nahmen Taşkesen fest. Die Festnahme löste Entrüstung aus, HDP-Politiker:innen forderten die Freilassung und die Anwaltskammer Amed stellte klar, dass die Äußerung zu Kurdistan keine Straftat und von der Meinungsfreiheit gedeckt ist. Die kurdische Politikerin Saliha Aydeniz (DBP) kommentierte das Vorgehen mit den Worten: „Das ist der beste Beweis dafür, dass Kurdistan eine Kolonie ist.“
Am Abend wurde Taşkesen der Staatsanwaltschaft vorgeführt und anschließend freigelassen. Im Verhör war er zuvor gefragt worden, ob er die Türkei spalten wolle, Vorbehalte gegen die Verfassungsordnung habe und regelmäßig die Medien der „Terrororganisation PKK/KCK“ verfolge. Die Behörden wollten wissen, warum er das Wort Kurdistan verwendet habe, was er unter diesem Begriff verstehe, ob er die Äußerung im voraus geplant und von wem er wann den Befehl dazu erhalten habe.
