Hezro: Landraub für Ölausbeutung
Die Dorfbevölkerung von Mîrgî im nordkurdischen Bezirk Hezro ist existenziell vom Landraub durch den türkischen Staat bedroht. Den Menschen wird das Land für die Ölförderung entzogen.
Die Dorfbevölkerung von Mîrgî im nordkurdischen Bezirk Hezro ist existenziell vom Landraub durch den türkischen Staat bedroht. Den Menschen wird das Land für die Ölförderung entzogen.
Im Dorf Mîrgî (tr. Erkonak) im nordkurdischen Bezirk Hezro (Hazro) werden den Eigentümer:innen landwirtschaftliche Flächen entzogen und vom türkischen Staat für die Ölförderung genutzt. Dieses Vorgehen bedroht Natur und Mensch und zwingt die Bevölkerung zur Abwanderung. Die Ölbohrungen finden gegen den Willen der Bevölkerung, die fast ausschließlich von der Landwirtschaft lebt, statt.
„Unser Land wurde geraubt“
Der Dorfbewohner Fesih Balvey erklärte gegenüber ANF: „An vielen Orten wurden ohne unsere Zustimmung Ölbohrungen durchgeführt. Unser Land wurde de facto geraubt. Wir wurden wiederholt kontaktiert und haben immer wieder klargestellt, dass wir nicht einverstanden sind, aber das war egal. Das ist unser Land, unsere Arbeit. Unser Schweiß ist in dieses Land geflossen. Überall ist die Arbeit unserer Großväter und Großmütter sichtbar. Obwohl wir Urkunden haben, tut man so, als gäbe es diese nicht. Wir haben mit dem Militär und der Militärpolizei gesprochen. Wir sind zur Polizeistation gegangen. Man hat uns 3‒4 Monate lang hingehalten. Während dieser Verzögerung wurde an vielen Stellen gegraben und Beton gegossen. Beton auf fruchtbares Land zu gießen ist nichts anderes als ein Massaker. Anstatt nach Öl zu graben, sollte man die Menschen in der Region unterstützen, die Landwirtschaft fördern, und unsere jungen Leute sollten hier auf ihrem eigenen Land arbeiten können.“
„Unsere Umwelt wird ausgeplündert“
Drei Tage nachdem Balvey die Erlaubnis zur Ölbohrung verweigert hatte, erhielt er einen Verstaatlichungsbescheid. Dazu erklärte er: „Sie betraten ohne jedes Recht mein Land und verwüsteten mein Feld mit ihren Baumaschinen. Die Soldaten kamen und sagten: ‚Ihr Land ist enteignet worden, man wird Ihnen 40.000 Lira geben.‘ Das Geld ist mir egal, sie haben meine Arbeit zerstört, aber selbst der angebotene Betrag ist ein Witz. Ich habe ihnen klar gesagt, dass ich es nicht gestatten würde, dass sie mein Land betreten, selbst wenn sie 40 Billionen zahlten, aber das hat nichts gebracht. Man hat an vielen Stellen Beton gegossen. Wohin man im Dorf auch schaut, sieht man Beton und Ölbrunnen. Man sieht Baumaschinen. Man plündert unsere Natur aus. Es wird ganz offen klargestellt, dass wir kein Mitspracherecht haben.“
„Uns wird kein Raum zum Leben gelassen“
Balvey vermutet, dass um das Dorf etwa 600 Ölbrunnen gebohrt werden sollen. In Anbetracht dessen stehe das Dorf vor seinem Ende. Er schließt mit den bitteren Worten: „Man lässt uns keinen Lebensraum, keinen Raum zum Atmen. Dieses System gibt uns nicht das Recht zu leben. Es nimmt uns gewaltsam unsere Arbeit weg. Wir brauchen ihr Geld nicht. Das was hier geschieht, ist nichts anderes als die Vernichtung eines Dorfes. Wir nehmen dieses Unrecht nicht hin. Alle sollen unsere Stimme hören: Das ist Tyrannei. Das ist nichts anderes als die Zwangsräumung eines Dorfes. Wir wollen unser Dorf, unser Land und unsere Arbeit nicht verlassen.“