Die HDP-Vertretung in Hewlêr (Erbil) hat sich auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt der Kurdistan-Region im Irak (KRI) zu dem tödlichen Anschlag auf Dr. Abdulkadir Sabri Toprak geäußert. Der aus Nordkurdistan stammende Arzt ist am Donnerstagnachmittag in Silêmanî auf offener Straße erschossen worden. Er wurde aus kurzer Distanz von vier Kugeln getroffen und starb noch am Tatort. Toprak war Vater von drei Kindern und lebte aufgrund von politischer Verfolgung seit zwölf Jahren mit seiner Familie in Silêmanî, wo er in einer privaten Klinik arbeitete.
Der HDP-Politiker Aydın Ahmet erklärte auf der Pressekonferenz, dass der türkische Staat seit mehreren Jahren ungestraft Attentate auf Kurdinnen und Kurden in der KRI verübt und die Regionalregierung sich nicht dazu äußere und passiv bleibe: „Viele Menschen aus Nordkurdistan sind aufgrund der Repression der AKP/MHP-Regierung nach Südkurdistan gekommen. Sabri Toprak war einer von ihnen. Er lebte seit zwölf Jahren mit seiner Familie in Silêmanî. Gestern wurde er vom türkischen Staat ermordet. Allein in Silêmanî sind bisher sieben unserer Mitglieder ermordet worden. Auch in Hewlêr und Duhok hat es terroristische Anschläge auf Menschen aus Nordkurdistan gegeben. Wir fordern die Regierung der Kurdistan-Region und die Behörden auf, die Attentate zu stoppen. Erdogan und der türkische Staat sind nicht nur für die Menschen aus Nordkurdistan eine Gefahr, sie bedrohen das gesamte kurdische Volk. Zeitgleich zu dem Mord an Sabri Toprak haben auch Angriffe in Rojava und Şengal stattgefunden.“
An die Bevölkerung Südkurdistans appellierte Ahmet, sich gegen die terroristischen Anschläge des türkischen Staates zu wehren. Das Erdogan-Regime verübe Terrorakte, weil es das kurdische Volk nicht zur Kapitulation zwingen könne, so der HDP-Politiker.
Tödliche Anschläge in Südkurdistan
Seit September 2021 wurden mindestens neun Menschen bei Anschlägen in Südkurdistan ermordet. Mitte Januar wurde die Frauenrechtsaktivistin Firyal Silêman Xalid vor einer Schule in Kerkûk erschossen. Weitere Opfer waren Deniz Cevdet Bülbün, Delegierter des Nationalkongress Kurdistan (KNK) und Sprachlehrer für Kurdisch; Hüseyin Arasan, aus der Türkei geflüchteter Aktivist und Mitglied des Vereins der Werktätigen aus Mesopotamien (KKM), der von politischen Verfolgten aus Nordkurdistan gegründet wurde; Hüseyin Türeli, ebenfalls aus Nordkurdistan geflüchteter Aktivist; Nagihan Akarsel, Akademikerin, Herausgeberin der Zeitschrift Jineolojî und Mitglied der Jineolojî-Akademie; Suheyl Xurşîd Ezîz, Autor und Historiker sowie Mitglied der Generalversammlung der südkurdischen Bewegung Tevgera Azadî; Zeki Çelebi, politischer Flüchtling und Mitglied im KKM; sowie Yasin Bulut (Şükrü Serhed) vom Komitee der Familien von PKK-Gefallenen. Keiner dieser Morde wurde aufgeklärt, es wird davon ausgegangen, dass sie im Auftrag des türkischen Staates verübt wurden.
Heute wurde ein Gebäude der Tevgera Azadî in Kelar von einer türkischen Drohne bombardiert, laut Polizeiangaben soll es ein Todesopfer geben. Weitere Informationen zu dem Angriff liegen derzeit nicht vor.