Die kurdische Gesellschaft bezeichnet die Phase vom 9. Oktober 1998 bis zum 15. Februar 1999 als das „internationale Komplott”. Im Verlauf dieser Zeitspanne wurde Abdullah Öcalan, Vordenker und wichtigster politischer Repräsentant der Kurdinnen und Kurden, zunächst in Syrien zur persona non grata erklärt, und durchlebte anschließend eine Odyssee durch verschiedene Länder Europas, um schließlich aus der griechischen Botschaft der kenianischen Hauptstadt Nairobi verschleppt und völkerrechtswidrig an die Türkei übergeben zu werden. Anlässlich des Jahrestages des internationalen Komplotts, das vor beinahe 21 Jahren seinen Anfang nahm, haben die Volksverteidigungskräfte HPG (Hêzên Parastina Gel) Angriffe gegen die türkische Armee durchgeführt.
Im Rahmen der Aktionen ging die Guerilla am gestrigen Samstag zunächst in Şemzînan (Şemdinli) in der nordkurdischen Provinz Colemêrg (Hakkari) gegen die türkische Armee vor. Wie es in einer entsprechenden Stellungnahme der HPG-Pressestelle heißt, kam es um 7.45 Uhr Ortszeit zu einer Sabotage gegen ein gepanzertes Militärfahrzeug vom Typ Cobra, das sich auf der Straße zwischen der Gemeinde Rubarok (Derecik) und dem Gebiet um den Tepê Xwedê bewegte. In Rubarok unterhält die türkische Armee eine große Militärbasis, in der Angriffe gegen die Guerilla in der Region sowie in Südkurdistan koordiniert werden. Durch die Sabotage wurde das Panzerfahrzeug zerstört und mindestens ein Soldat getötet. Vier weitere Soldaten wurden bei der Aktion verletzt. Die ausführende HPG-Einheit konnte sich verlustlos in ihren Stützpunkt zurückziehen.
Aktion in Bedlîs
Am Abend kam es dann in Tetwan (Tatvan) in der Provinz Bedlîs (Bitlis) zu einer Sabotage gegen eine Basisstation im Gebiet Şehîd Mizgin.
Luftangriffe in Çelê und Gare
Das Pressezentrum der HPG macht in seiner Erklärung zudem auf türkische Luftangriffe in Nord- und Südkurdistan aufmerksam. Demnach wurde am 1. und 4. Oktober der Kreis Çelê (Çukurca), der sich ebenfalls in Colemêrg befindet, mehrfach bombardiert. Bei den ersten Luftschlägen auf das Pirê-Gebiet kamen zwei Guerillakämpfer*innen ums Leben. Ihre Identitäten werden der Öffentlichkeit mitgeteilt, sobald sie sicher vorliegen.
In Südkurdistan griffen türkische Kampfflieger wieder die Medya-Verteidigungsgebiete an. Getroffen wurden zivile Ziele in der Region Gare, konkret handelt es sich um Deşta Nehlê und das Umland des Dorfes Çemrobotki. Zu Verlusten der Guerilla kam es nicht, allerdings entstand den HPG zufolge ein Waldbrand in der Region.