Geschäftsinhaber in Êlih von Pleite bedroht

Aufgrund der Wirtschaftskrise in der Türkei und Nordkurdistan verschlechtert sich die Lage der Bevölkerung immer weiter. Ladenbesitzer in Êlih berichten, dass sie trotz geöffneter Geschäfte keine Einnahmen mehr haben.

Die Wirtschaftskrise in der Türkei schlägt sich insbesondere in den kurdischen Regionen dramatisch nieder. Aufgrund der Verteuerungen und des Verfalls der Lira sind die Menschen kaum noch in der Lage, ihren täglichen Bedarf zu decken. So gehen immer mehr Geschäfte pleite. Im ANF-Gespräch berichten Geschäftsinhaber aus der nordkurdischen Ölmetropole Êlih (tr. Batman) über ihre Situation.

Der Ladenbetreiber Abdulhakim Urak sagt, die Situation verschlechtere sich täglich. Er beschreibt den bitteren Alltag: „Das Geld, das ich mache, reicht nicht bis zum nächsten Tag. Ich habe sowieso schon alles, was ich verkaufe, mit Krediten finanziert. Doch diese Kredite kann ich auch nicht mehr abbezahlen. Die Regierung ist die Hauptursache der Krise. Weil alles verteuert wurde, können die Leute nicht mehr einkaufen. Wir sitzen von morgens bis abends umsonst hier herum. Glauben Sie mir, ich kann nicht einmal meine Miete bezahlen. Ganz zu schweigen von den Rechnungen.“

Die Menschen sind gezwungen, verdorbenes Brot zu kaufen“

Yüksel Yıldız betreibt seit vier Jahren eine Bäckerei. Er sagt, Kurdistan sei eine Region so reich an Ressourcen, aber aufgrund der falschen Politik des Staates seien alle verarmt. Die Wirtschaftskrise betreffe aber nicht nur Kurdistan, sondern das ganze Land. „Die Ursache dieser Krise sind der Staat und diejenigen, die ihn beherrschen. Sie haben nichts mehr übriggelassen, das hier im Land produziert wird, alles kommt von außen”, berichtet Yıldız. „Glauben sie mir, 80 Prozent der Ladenbesitzer verkaufen nicht eine Ware am Tag. Wir stehen von morgens bis abends in der Bäckerei, aber wir nehmen nur das Geld für Strom und Wasser ein. Fast alle Läden sind hier verschuldet. Die Mieten an der Straße nach Amed sind sehr hoch. Die kleinen Geschäfte sind schon tot.

Viele meiner Kollegen mussten ihre Läden schließen und müssen jetzt einer anderen Arbeit nachgehen. In Kaffeehäusern und Restaurants gibt es ohnehin keine Arbeit mehr. Die Menschen kommen und wollen ein paar Tage altes, verdorbenes Brot haben. Sie berichten, dass sie nicht einmal mehr Brot kaufen können. Ich verkaufe an einem Tag Waren für etwa 700 Lira (etwa 80 Euro). Wie bezahle ich mit diesem Geld die Löhne der Mitarbeiter und die Rechnungen? Früher kaufte ich einen Sack Mehl für 104 Lira, jetzt kostet er 160 Lira. Manchmal kann ich nicht einmal Mehl kaufen. Wenn das so weitergeht, muss ich die Bäckerei schließen. Ich habe Kinder und muss für sie sorgen. Aber es gibt nirgendwo Arbeit.“

Ladenbesitzer verzweifelt

Adnan Yılmaz betreibt seit 30 Jahren seinen Laden. Er sagt, die Geschäftsinhaber könnten nicht einmal mehr ihre Miete bezahlen: „Die Ladenbetreiber sind in einer verzweifelten Lage. Wir können weder Kredite aufnehmen noch welche geben. Wir können uns auch unsere Grundstoffe nicht leisten, weil wir sie im Voraus bezahlen müssen. Jedes Mal, wenn ich das Geschäft öffne, steigen meine Ausgaben noch weiter. Strom, Erdgas, Miete, Wasser und Lebensmittel werden immer teurer. Der Staat ist die Hauptursache für diese Krise. Aufgrund seiner Kriegspolitik verarmt das Volk jeden Tag mehr. Auf der anderen Seite nutzen die Großhändler hier die Situation und verkaufen alles teuer. Wenn die Produkte immer teurer werden, können wir nichts mehr verkaufen. Die Leute können nicht einkaufen, weil sie kein Geld mehr haben.“

Wir kämpfen ums Überleben“

Abdulkerim Can betreibt ebenfalls seit dreißig Jahren einen Laden. Er berichtet: „Mein Laden ist bis zum Abend leer. Wir öffnen die Geschäfte, aber es gibt keine Kunden. Ich kann nicht einmal meine Miete erwirtschaften. Schon häufen sich Miete und Rechnungen. Wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen.“