Knapp fünf Wochen nach der Erdbebenkatastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Versorgung der Bevölkerung weiterhin nicht gewährleistet. Es fehlt an Unterkünften, Heizgeräten, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Am 6. Februar hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,6 Kurdistan, die Südosttürkei und den Nordwesten Syriens erschüttert. Es folgten etliche Nachbeben. Insgesamt wurden bisher über 50.000 Todesopfer gemeldet. Nach Angaben der türkischen Regierung wurden bei den Erdbeben 230.000 Gebäude zerstört oder unnutzbar. 1,5 Millionen Menschen in der Türkei lebten in Zelten, drei Millionen seien evakuiert worden.
Auch den Landkreis Komirlî (tr. Nurdağı) in der Provinz Dîlok (Gaziantep) haben viele Menschen verlassen. Achtzig Prozent der Gebäude sind zerstört, in dem Landkreis lebten knapp 42.000 Personen. Eine der Bewohnerinnen ist Hüsne Kılıç. Sie will unter keinen Umständen weggehen, erklärte sie gegenüber ANF.
„Seit dem Erdbeben sind wir jeden Tag woanders. Wir konnten nie am gleichen Ort bleiben. Manchmal sind wir in unserem Gartenhaus, dann wieder im Zelt. Wir haben auch im Auto geschlafen. Wir sind ständig draußen und unsere Kinder sind in der Kälte krank geworden“, beschreibt Hüsne Kılıç ihre Lebensumstände.
Die Familie hat viele Nachbarn und Bekannte bei dem Erdbeben verloren. „Die meisten Freundinnen und Freunde meiner Tochter sind tot. In den ersten Tagen haben wir uns unter allen Decken verkrochen, die wir finden konnten. Ich will nicht weggehen, auch wenn ich künftig im Zelt leben muss. Es heißt, dass Nurdağı komplett evakuiert werden soll. Selbst wenn ich überhaupt keinen Platz zum Leben hier finde, werde ich nicht weggehen. Wir wollen unsere Heimat nicht verlassen, wir sind Einheimische und wollen an keinen anderen Ort ziehen. Es muss endlich eine Lösung gefunden werden“, fordert Hüsne Kılıç.