HDP: Wo sind die nach dem Erdbeben vermissten Kinder?

Die HDP fordert Aufklärung über das Schicksal von Kindern nach der schweren Erdbebenserie in der Türkei. Die Datenlage ist unklar und es gibt keine Regierungsangaben darüber, was mit den nicht identifizierten Säuglingen geschehen wird.

Die Demokratische Partei der Völker (HDP) fordert Aufklärung über das Schicksal von Kindern im Erdbebengebiet in der Türkei. Die Ko-Sprecher:innen der HDP-Kinderkommission, Nuray Türkmen und Hüseyin Kaçmaz, informierten auf einer Pressekonferenz in Ankara über die aktuelle Situation und die Forderungen ihrer Partei.

„Als Kinderkommission der HDP haben wir unmittelbar nach dem Erdbeben an der Krisenkoordinierung teilgenommen, wir waren im Erdbebengebiet, um die Probleme und Bedürfnisse der Kinder zu ermitteln und ihnen gerecht zu werden. Unsere Partei als Ganzes hat sich mobilisiert und wird sich weiterhin mobilisieren, um diese große Krise im Land zu überwinden. Natürlich sind wir heute nicht hier, um ausführlich darüber zu berichten, was wir nach dem Erdbeben getan haben. Was der Staat nach dem Erdbeben nicht getan hat und was wir getan haben, ist für die Gesellschaft offensichtlich", erklärte Kaçmaz einleitend.

Unklare Datenlage

Unter den Betroffenen des Erdbebens seien ungefähr fünf Millionen Kinder, fuhr der HDP-Politiker fort. Die offiziellen Angaben zur Situation von Minderjährigen seien vage und widersprüchlich. Das gelte vor allem auch „bei einem so sensiblen Thema wie den vermissten und unbegleiteten Kindern“. Die Regierung sei bis heute nicht ihrer Verantwortung nachgekommen, diese Daten transparent und nachvollziehbar zu machen.

Nach Angaben von Kaçmaz haben ungefähr zwei Millionen Kinder die Region im Zuge der Massenabwanderung nach dem Erdbeben verlassen. Im Erdbebengebiet sei weiterhin der Grundbedarf der Betroffenen nicht gedeckt, das Problem der Unterbringung von Kindern müsse dringend gelöst werden. „Es gibt sehr berechtigte Sorgen über unbegleitete Minderjährige. Diese Sorge hat sehr berechtigte politische und soziale Gründe. Die kinderfeindliche Politik der Regierung verstärkt die Angst in der Gesellschaft“, betonte Kaçmaz.

Das türkische Familienministerium gebe eine Anzahl von „79 Kindern ohne Ausweis“ an, das Innenministerium wiederum spreche von 213 Kindern ohne Ausweis bzw. unbegleiteten Minderjährigen. Diese Diskrepanz zwischen den Zahlen müsse aufgeklärt werden. Betroffen seien offenbar auch 137 Babys im Alter unter einem Jahr.

Kinder dürfen nicht religiösen Orden übergeben werden

„Wir fragen erneut: Wie viele vermisste, unbegleitete und nicht identifizierte Kinder gibt es und wo sind die vermissten Kinder? Was wird mit den 137 nicht identifizierten Säuglingen geschehen? Welche Maßnahmen ergreift das Ministerium für Familie und soziale Dienste?“, so die HDP-Politikerin Nuray Türkmen. Die HDP-Kommission setze sich in Zusammenarbeit mit Kindereinrichtungen weiter dafür ein, die besondere Problematik von Kindern herauszustellen und Lösungen zu erarbeiten. Es dürfe auf keinen Fall zugelassen werden, dass unidentifizierte Kinder und Waisen in die Obhut religiöser Orden und Gemeinden übergeben werden.

„Als HDP-Kinderkommission werden wir nicht nur die Probleme der Kinder im Erdbebengebiet und der Kinder, die aus der Region migriert sind, im Parlament und in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens verfolgen, wie wir es seit dem ersten Tag tun, sondern wir werden auch weiterhin überall sein und uns mit den Kindern solidarisch zeigen, um ihre Bedürfnisse nach Unterkunft, Zugang zu sauberem Wasser, Gesundheit, Bildung, Spiel zu erfüllen“, erklärte Nuray Türkmen.