Drei Festnahmen im Fall Hurmüz Diril

Im Fall des seit 530 Tagen vermissten Chaldäers Hurmüz Diril aus Şirnex sind drei Personen festgenommen worden.

Im Zusammenhang mit dem Fall des seit anderthalb Jahren vermissten Hurmüz Diril aus einem christlichen Dorf in Şirnex sind drei Personen festgenommen worden. Das teilt Rojhat Dilsiz, Vorsitzender der Rechtsanwaltskammer Şirnex, mit. Die Festnahmen erfolgten demnach am heutigen Sonntag. Bei einer der Personen handelt es sich um Apro Diril, den Nachbarn und Cousin des vermissten Mannes. Welcher Tatvorwurf gegen ihn im Raum steht, ist unklar. Angaben zur Identität der anderen beiden Festgenommen liegen ebenfalls noch nicht vor.

Im Landkreis Elkê (tr. Beytüşşebap) in der nordkurdischen Provinz Şirnex (Şırnak) liegt das traditionell von assyrischen und chaldäischen Christ:innen bewohnte Dorf Mehrê (Kovankaya). Aus diesem Dorf stammen Hurmüz und seine Ehefrau Şimoni Diril. Das Paar verschwand am 11. Januar 2020. Die verstümmelte Leiche von Şimoni Diril wurde nach 69 Tagen am Ufer des Hezil entdeckt, von Hurmüz Diril, der zum Zeitpunkt seines Verschwindens 71 Jahre alt war, fehlt auch 530 Tage nach seinem Verschwinden jede Spur.

In dem auf Druck eines Sohnes des Ehepaares, dem chaldäischen Priester Remzi Diril aufgenommenen Ermittlungsverfahren um das Verschwindenlassen von Hurmüz und Şimoni Diril, gab es schnell zahlreiche Ungereimtheiten und Widersprüche. Über die Akte wurde eine Geheimhaltungsverfügung verhängt, die Veröffentlichung von Şimoni Dirils Autopsiebericht untersagten die Behörden. Apro Diril, der einzige „Augenzeuge“, gab bei seiner Vernehmung an, das Paar sei von „PKK-Kämpfern“ verschleppt worden. Auch regierungsnahe Medien brachten die Story. Einen Polizeinotruf setzte der Mann allerdings nicht ab, da er zum Zeitpunkt der vermeintlichen Beobachtung kein Handynetz gehabt hätte. Diese Behauptung stellte sich im Nachhinein als falsch heraus. Die Volksverteidigungskräfte (HPG) hatten im Mai vergangenen Jahres jegliche Mittäterschaft dementiert und auf staatliche Konter-Kräfte verwiesen.

Remzi Diril, der gemeinhin Pater Adday genannt wird und von Istanbul aus für die Seelsorge an Tausenden von chaldäischen Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Irak und aus Syrien verantwortlich ist, seine Geschwister und Cousins hatten mehrfach angedeutet, dass ein Verwandter der Familie, der sich das Land von Şimoni und Hurmüz Diril aneignen wollte, die Tat begangen haben könnte: Apro Diril. In der Vergangenheit habe es mehrfach Streitigkeiten deswegen gegeben. Zudem kritisierten die Kinder des Ehepaares die staatlichen Behörden wegen Mängeln bei der Vermisstensuche. Die Leiche von Şimoni Diril etwa war vom ältesten Sohn der 65 Jahre alten Frau entdeckt worden.

Apro Diril wird nicht zum ersten Mal festgenommen. Nur gegen ein Ausreiseverbot und Meldeauflagen war er auf freien Fuß gesetzt worden.