Dostkî: Öcalans Aufruf als Grundlage für kurdische Einheit

Kîvî Dostkî betont die historische Bedeutung des von Abdullah Öcalan initiierten Prozesses, der in Absprache mit allen kurdischen Parteien entstand. Die vollständige Unterstützung dessen sei eine nationale Pflicht der politischen Führung.

Historisch einmaliger Prozess

Kîvî Dostkî ist politischer Aktivist aus Südkurdistan. In einem Gespräch mit ANF bezeichnete er den Aufruf Öcalans für Frieden und eine demokratische Gesellschaft als entscheidend für die kurdische Einheit. Der kürzliche Appell des PKK-Gründers zur Niederlegung der Waffen stellt einen historischen Wendepunkt dar. Öcalan strebt eine diplomatische Lösung der kurdischen Frage an und betont die Notwendigkeit eines strukturellen Wandels für einen nachhaltigen Frieden. Dostkî hob hervor, dass dieser Prozess bereits vor dem Aufruf durch die Einbeziehung aller kurdischen Parteien vorbereitet war. Die politischen Akteur:innen in der Region tragen nun eine große Verantwortung, diesen Schritt zu unterstützen und voranzutreiben.

Der Aufruf als nationale Pflicht

Dostkî betonte, dass die Unterstützung von Öcalans Aufruf kein bloßer Akt der Dankbarkeit sei, sondern eine Verpflichtung für alle Kurd:innen. „Die Unterstützung des Prozesses, den Herr Öcalan eingeleitet hat, ist sowohl eine nationale als auch eine historische Verantwortung“, erklärte er. Besonders hervorzuheben sei, dass im Vorfeld des Aufrufs alle kurdischen Parteien und politischen Gruppen Südkurdistans einbezogen wurden: Die Imrali-Delegation der DEM-Partei hatte sich im Rahmen ihrer Dialog-Offensive mit allen kurdischen Parteien in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) getroffen. Und auch die Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) wurde in den Gesprächsprozess integriert.

Ein wichtiger Wendepunkt

Dostkî wies darauf hin, dass es bislang noch nie vorgekommen sei, dass jemand wie Devlet Bahçeli, der Vorsitzende der türkischen MHP-Partei, Gesprächsbereitschaft gezeigt habe. Die MHP, eine rechtsextreme, ultranationalistische Partei, die sich bisher gegen die Rechte der Kurd:innen stellt, ist Koalitionspartner der AKP unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan in der türkischen Regierung.

Die Region stehe laut dem kurdischen Aktivisten nun an einem wichtigen Wendepunkt, welcher den weiteren Verlauf des Prozesses maßgeblich beeinflussen könnte. Für den Erfolg dieses Prozesses sei es daher unerlässlich, dass auch die kurdische Führung in den Nachbarländern der Türkei, Syrien und Irak, ihre politische Unterstützung zusage.

Rolle Südkurdistans

Die Verantwortung liege besonders auf den Schultern der politischen Führungspersönlichkeiten der großen Parteien der KRI – Bafel Talabanî von der Patriotischen Union Kurdistans (YNK) und Mesûd Barzanî von der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK). Dostkî betonte, dass die historische Verantwortung der beiden sowie aller weiteren politischen Akteur:innen nicht unterschätzt werden dürfe. „Besonders Südkurdistan wird auf internationaler Ebene fast wie ein unabhängiger Staat wahrgenommen. Deshalb liegt eine noch größere Verantwortung bei den politischen Strukturen in Südkurdistan“, sagte Dostkî.

Appell für eine vereinte Zukunft

Er unterstrich, dass alle Parteien der KRI diesen Prozess sowohl materiell als auch moralisch unterstützen sollten. „Dies ist kein Akt der Dankbarkeit, sondern eine nationale Pflicht“, so Dostkî weiter.

Insgesamt appellierte er an das kurdische Volk und seine politischen Führungspersönlichkeiten, die nationale Verantwortung ernst zu nehmen und sich aktiv für eine vereinte Zukunft der kurdischen Nation einzusetzen. Die Unterstützung von Öcalans Aufruf sei nicht nur eine Frage des politischen Willens, sondern auch ein Gebot der Geschichte, das die Grundlage für eine starke und vereinte kurdische Nation legen könne.