Dorf in Dersim soll zwangsgeräumt werden

In Dersim versucht die türkische Jandarma, die Bewohner des Dorfes Muşkirek zu vertreiben. Das Dorf war zuvor zu einem sogenannten Sondersicherheitsgebiet erklärt worden. Die Bewohner haben angekündigt, zu bleiben.

Während die von türkischen Soldaten gelegten Waldbrände in Dersim immer verheerendere Ausmaße annehmen, unternimmt das Militär weiterhin Versuche, die Bewohner*innen aus ihren Dörfern zu vertreiben. Die wochenlang andauernden Brände in der Provinz waren zuvor durch den beherzten Einsatz von Freiwilligen gelöscht worden. Nach Luftangriffen vergangenen Sonntag brach das Feuer vielerorts erneut aus. Den Brand in der Umgebung des Dorfes Çığ im Stadtzentrum, der Dienstagabend an zwei verschiedenen Orten ausbrach, konnte mittlerweile von einer Gruppe Freiwilliger unter Kontrolle gebracht werden.

Hüseyin Zeytin aus dem Dorf Muşkirek ist einer von den Freiwilligen, die sich seit Wochen trotz Behinderungsversuchen staatlicher Stellen darum bemühen, die Waldbrände zu löschen. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) gab er an, dass die Jandarma versuche, sein Dorf zu räumen. Da es sich um „militärisches Sperrgebiet“ handelt, verstoße der weitere Aufenthalt dort gegen geltendes Recht, so die Jandarma. Zeytin ist darüber empört: „Wir wissen, dass eine Ausgangssperre über unser Dorf verhängt wurde. Dass wir uns weiterhin in unserem Dorf aufhalten können, wurde vom Provinzgouverneur persönlich abgesegnet. Wenn der Staat unbedingt möchte, dass wir Muşkirek verlassen, kann er gerne kommen und versuchen, uns zu verjagen. Wir bleiben“, so Zeytin.

Muşkirek wird nicht zum ersten Mal zwangsgeräumt

Vor 24 Jahren hatte die türkische Regierung das Dorf Muşkirek schon einmal zwangsräumen lassen. In den 1990er Jahren waren im Rahmen der türkischen Umsiedlungs- und Deportationspolitik ganze Regionen Nordkurdistans entvölkert worden. Der staatlich organisierte Terror gegen die kurdische Zivilbevölkerung und deren Vertreibung ist also kein neues Phänomen, sondern hat Tradition.

‚Unsere Sicherheit ist bedroht‘

Dem Gouverneursamt habe Zeytin bereits schriftlich mitgeteilt, dass er zur Jandarma zitiert wurde: „Außerdem habe ich darauf hingewiesen, dass unsere Sicherheit bedroht ist. Sollte uns etwas zustoßen, ist der Gouverneur dafür verantwortlich“.

Wie die Lage in den von den Bränden betroffenen Gebieten in Dersim aussieht, weiß Zeytin im Moment nicht: „Wir dürfen das Dorf nicht verlassen. Auch den Bewohner*innen der Stadt wird der Zugang in die vom Feuer betroffenen Regionen untersagt.  Zudem kommt, dass weitere Luft- und Bodenoperation der Armee eingeleitet wurden.“ Zeytin kündigte an, in jedem Fall im Dorf zu bleiben.