Waldbrände als Kriegswaffe wurden zum ersten mal in Kurdistan zur Zeit des Aufstands von Şêx Saîd eingesetzt. Mit dem „Reformplan-Ost“ (Şark Islahat) wurde diese Methode während des Massakers von Dersim weiterhin eingesetzt. Der türkische Staat, der in den 90er Jahren eine neue Welle der Vertreibungspolitik in Gang gebracht hat, setzt nun zum Schutz seiner zur Besetzung der Region errichteten Militärbasen und Jandarmastationen weiterhin auf systematisch gelegte Waldbrände. Diese gelegten Brände vernichten fast jedes Jahr große Waldgebiete in Nordkurdistan. Dieses Jahr sind in Licê, Dara Hênê, Cûdî, Gabar, Herekol, Besta und Dersim schon Tausende Hektar Waldgebiete vom türkischen Staat niedergebrannt worden. Tausende Tierarten sind dadurch von der Vernichtung bedroht oder bereits verschwunden.
Wir haben mit der Abgeordneten der HDP für die Provinz Amed, Dersim Dağ, über die Waldbrände in Kurdistan gesprochen.
Die Wälder werden systematisch niedergebrannt
Dağ erklärt, dass die türkischen Soldaten unter dem Vorwand von „Militäroperationen“ oder „Sperrgebieten“ die Wälder Kurdistans systematisch in Brand setzen: „Seit Anfang Sommer gehen die Brände, die in Licê begannen, in anderen Regionen weiter. Vor 20 Tagen brach ein Brand im Aliboğaz-Gebiet bei Hozat aufgrund des Bombardements durch die türkische Armee aus. Das Feuer konnte durch den Einsatz der Bevölkerung gelöscht werden. Leider hat der türkische Staat vor wenigen Tagen in Dersim auch ein anderes Gebiet in Brand gesetzt und dieser Brand geht unvermindert weiter.“
Aufruf an Umweltschützer*innen
Der türkische Staat betrachtet die Natur Kurdistans als Feind sagt die HDP-Abgeordnete Dağ: „Der Staat wollte 1938 Dersim entvölkern und die Kultur von Dersim vernichten, jetzt will er die Natur der Region zerstören. Es geht nicht nur um unsere Sprache und unsere Kultur, sie sind auch Feinde der Natur hier. Der türkische Staat muss von dieser Politik Abstand nehmen. Wir werden bis zum letzten gegen die Politik der Assimilation und der Massaker kämpfen. Wir werden nicht zulassen, dass unsere Natur und unsere Kultur vernichtet wird. Diejenigen, welche die Umwelt lieben und sich als Umweltschützer*innen bezeichnen, dürfen zu den Bränden in Dersim und Kurdistan nicht schweigen.“
Die faschistische Politik der 90er geht weiter
Dağ betont: „In den 90er Jahren hat der Staat auch Dörfer und Kreisstädte angezündet und die Menschen in die Migration gezwungen. Sie haben die Menschen und Tiere in ihren Häusern lebend verbrannt. Der Staat macht heute genauso weiter und möchte Kurdistan entvölkern. Die Praxis der 90er Jahre und die des Jahres 2018 unterscheidet sich nicht. Der staatliche Faschismus gegen die Kurd*innen und die Natur Kurdistans nimmt zu. Ebenso werden wir aber auch unseren antifaschistischen Kampf fortsetzen.“