Der in den gestrigen Abendstunden in der Umgebung der kurdischen Stadt Dersim ausgebrochene Waldbrand bewegt sich rapide auf das Dorf Cığ zu. Währenddessen hindert das Militär eine Delegation der HDP am Betreten der Brandregionen von Dersim.
In der Umgebung von Dersim toben seit Tagen vom Militär gelegte Waldbrände. In den gestrigen Abendstunden brach in der Umgebung des Dorfes Cığ in der Nähe des Stadtzentrums von Dersim an zwei verschiedenen Orten ein Brand aus und breitet sich rapide auf ein großes Gebiet in Richtung Dorf aus. Eine Gruppe von 15 Freiwilligen versuchte, den Brand unter Kontrolle zu bekommen.
Während die Waldbrände in Dersim immer verheerendere Ausmaße annehmen, versucht das Militär, den Landkreis zu isolieren. Eine Gruppe aus zehn Abgeordneten der Demokratischen Partei der Völker (HDP) hatte gestern versucht, sich ein eigenes Bild von der Situation zu machen. Das Militär blockierte allerdings alle Wege, die in das Brandgebiet führten, unter willkürlichen Vorwänden. Am Dienstagnachmittag hatte die Delegation bereits mit einem Sitzstreik bei Pertek gegen die Blockade protestiert. In den Abendstunden fand eine Kundgebung im Zentrum von Dersim statt, an der alle zehn Abgeordnete teilnahmen. Der Fraktionsvizevorsitzende der HDP, Ayhan Bilgen, sagte: „Sie konnten nicht einmal einen Befehl oder eine konkrete Entscheidung vorweisen, auf deren Grundlage sie uns den Zutritt verweigerten. Wir sind nicht hierhergekommen, um unsere Ansichten zu verbreiten, wir sind hierhergekommen, um das, was hier geschieht, der Welt zu zeigen.
Das, was wir hier gesehen haben, ist mindestens genauso schlimm wie die Brände. Die Leitung dieser Stadt [AKP-Zwangsverwalter] hat eine Haltung, die wir selbst in der Verfassung von Evren [Putschistengeneral von 1980] nicht gesehen haben. Hier in dieser Stadt herrscht in jedem Bereich Willkür und nicht Recht und Verfassung.
Bei den Gezi-Aktionen gab es einen Spruch: ‚Habt ihr es immer noch nicht verstanden?‘ Es geht hier nicht nur um den Wald und Bäume. Es gibt Dinge, welche die Menschheit nicht einmal im Krieg antasten darf: Die Kinder, den Glauben und die Wälder dürfen auch in Kriegsgebieten nicht angetastet werden. Ihr habt keine Ahnung, was sich unter diesen Steinen und Bäumen befindet, und trotzdem brennt ihr alles nieder. Seit langem habt ihr die Denkweise ‚Bist du nicht mein Freund, dann bist du mein Feind‘. Diese Haltung sieht in allem einen Feind. Diese Haltung beschränkt sich nicht auf Weltanschauungen und darauf, die Gesellschaft als Feind zu betrachten, sie diskriminiert sogar zwischen Wäldern und Bränden.“
Während Waldbrände in der Westtürkei verhindert bzw. gelöscht werden, werden Wälder in Nordkurdistan in Brand gesetzt und Aktivist*innen, die den Brand zu löschen versuchen, an ihrer Arbeit gehindert.
