In Südkurdistan ist ein Dorf von türkischen Kampfbombern großflächig zerstört worden. Die Maschinen ließen nahezu kein einziges Haus in der Ortschaft Mijê stehen, meldete die in der Kurdistan-Region Irak (KRI) ansässige Nachrichtenagentur RojNews. Menschen sollen nach bisherigem Kenntnisstand nicht zu Schaden gekommen sein. Das zum Distrikt Amêdî gehörende Dorf sei erst vor wenigen Tagen auf Geheiß der in Hewlêr (Erbil) regierenden PDK (Demokratische Partei Kurdistans) geräumt worden. Die Anordnung dazu kam wohl aus Ankara.
Mijê liegt südöstlich von Amêdî im Gouvernement Dihok und unweit des Gare-Massivs. In den höher gelegenen Regionen sind Kämpferinnen und Kämpfer der PKK-Guerilla aktiv und leisten Widerstand gegen die Invasion Südkurdistans. Zuletzt hatten sie mehrere spektakuläre Operationen gegen Besatzungstruppen durchgeführt und für schwere Verluste in den Reihen der türkischen Armee gesorgt. Dies dürfte der Grund dafür sein, dass Mijê geräumt und seine Bewohner:innen gewaltsam vertrieben wurden. Offenbar soll der Ort in einen türkischen Stützpunkt verwandelt werden.
Neben Mijê wurden nach Informationen von RojNews seit Anfang der Woche auch zwei weitere Dörfer im Großraum von Amêdî geräumt: Spîndarê und Kevne Mijê. Truppen der PDK sollen mehrere Kontrollposten an den Dorfzugängen hochgezogen haben und bewachen, dass die vertriebene Bevölkerung nicht wieder zurückkehrt. Seit Intensivierung des Krieges des türkischen Staates in Südkurdistan im Jahr 2022 hat die PDK bereits mehr als 160 Dörfer in der Region auf Verlangen der Türkei entvölkert. Über 600 Siedlungen, Weiler und größere Ortschaften sind aktuell von der Evakuierung bedroht.
Titelbild: Blick auf das Zentrum von Amêdî