Der kurdische Autor Letîf Fatîh Ferac hat sich in Silêmanî gegenüber ANF zu den irakischen Parlamentswahlen und dem Chemiewaffeneinsatz bei der Besatzungsoperation der türkischen Armee in Südkurdistan geäußert.
Im Irak können Wahlen nichts ändern
Im Irak haben am 10. Oktober vorgezogene Parlamentswahlen stattgefunden, die Wahlbeteiligung lag bei 41 Prozent. Ferac geht davon aus, dass sich durch Wahlen im Irak nichts ändern kann. Sowohl bei den schiitischen und sunnitischen als auch bei den kurdischen Politikern sind es „immer dieselben Gesichter“, sagt der politische Beobachter: „Im Irak gibt es keine eigene Definition von richtiger Politik. Die irakische Politik passt sich der Türkei, dem Iran, den USA, Jordanien und Saudi-Arabien an. Deshalb glaube ich nicht, dass Wahlen eine Veränderung bewirken können.“
Türkei ist eine Besatzungsmacht im Irak
Im Zusammenhang mit den zunehmenden Berichten über massive Kriegsverbrechen des türkischen Staates gegen das kurdische Volk führt Ferac aus: „Die Türkei muss als Besatzungsmacht gesehen werden. Im Irak gibt es keine Souveränität mehr, das Land kann sich selbst kaum auf den Beinen halten. Aus diesem Grund weitet die Türkei ihre Angriffe aus. Die Türkei will nicht nur in Qendîl, Avaşîn und Başîka präsent sein, sie will auch in Kerkûk sein. Gewisse irakische Politiker sind dem aufgrund ihrer Eigeninteressen nicht abgeneigt. Daher arbeitet ein Teil der Politiker aus Kurdistan und dem Irak für die Türkei.“
Chemiewaffen müssen international untersucht werden
Letîf Fatîh Ferac spricht den Einsatz von Chemiewaffen bei der türkischen Militäroperation gegen die Guerilla in den Medya-Verteidigungsgebieten an und sagt: „1987/88 hat das irakische Regime das kurdische Volk mit chemischen Waffen angegriffen. Auch der türkische Staat greift das kurdische Volk mit Chemiewaffen an. Wir fordern, dass eine internationale Delegation in die Region kommt und Untersuchungen vornimmt. Als kurdisches Volk müssen wir die vorliegenden Berichte und Aufnahmen weltweit bekannt machen. Mir liegen schreckliche Fotos und Berichte vor, die ich kaum angucken kann. Diese Aufnahmen müssen die Welt erreichen.“
NATO, EU und UN ignorieren die türkischen Kriegsverbrechen
Ferac erinnert daran, dass die Türkei NATO-Mitglied ist: „Die NATO muss die Verbrechen des türkischen Staates an der Menschen untersuchen. Die Türkei ist Mitglied, sie begeht diese Verbrechen im Namen der NATO. Die NATO und auch die UN schweigen jedoch zu den menschenrechtswidrigen Verbrechen der Türkei. Auch die EU müsste die Vorwürfe untersuchen, aber sie schweigt aufgrund ihrer Eigeninteressen.“
Mit Erdogan werden auch seine kleinen Partner stürzen
Zuletzt sagt Ferec, dass die Vergangenheit voll ist mit Geschichten über gestürzte Despoten und Diktatoren: „Von Hitler bis Mussolini, von Dschingis Khan bis Saddam, es gibt viele Beispiele. Auch für Erdogan wird es nicht mehr lange so weitergehen. Wenn Erdogan stürzt, wird er seine Anhänger und seine kleinen Partner mit sich reißen.“