Das Geflüchtetencamp Mexmûr nahe der südkurdischen Metropole Hewlêr (Erbil) wird weiterhin von der Außenwelt abgeschottet. Die Demokratische Partei Kurdistans (PDK) hatte das Attentat auf einen türkischen Konsulatsmitarbeiter vom 17. Juli in Hewlêr zum Vorwand genommen, um das Camp von der Außenwelt abzuschneiden. Seitdem ist die Straße aus Hewlêr in Richtung Mexmûr geschlossen.
Die Maßnahme trifft insbesondere kranke Menschen, die auf eine ärztliche Behandlung außerhalb des Lagers angewiesen sind. Viele Bewohner*innen, die in den angrenzenden Städten einer Arbeit nachgehen, müssen mit dem Verlust ihres Einkommens rechnen. Auch Notfallpatienten dürfen das Camp nicht verlassen.
Bisher haben weder die Vereinten Nationen noch die Zentralregierung in Bagdad Maßnahmen zur Beendigung der Zustände in Mexmûr ergriffen.
Unterdessen gibt es von zwei Personen aus Mexmûr, die am 18. Juli in Hewlêr bei Razzien der PDK festgenommen wurden, kein Lebenszeichen.
Seit gestern kreisen über Mexmûr außerdem Aufklärungsdrohnen unbekannter Herkunft.
In dem Camp Mexmûr leben rund 12.000 Menschen, die Anfang der 1990er Jahren aufgrund der Repression des türkischen Staates gezwungen waren, ihre Dörfer in Nordkurdistan zu verlassen. Die Bewohner*innen des Camps sind auch in Südkurdistan immer wieder den Angriffen des türkischen Staates ausgesetzt. So kam es zuletzt am 18. Juli zu Luftangriffen der türkischen Armee, bei denen das unmittelbare Umland des Camps bombardiert wurde.
Korrekturhinweis: In einer früheren Version hieß es, zwei Camp-Bewohner, die am 13. Juni auf dem Weg in ein Krankenhaus in Hewlêr verschleppt worden waren, seien immer noch vermisst. Tatsächlich befinden sich beide wieder in Mexmûr. Es gibt von zwei Personen aus Mexmûr, die am 18. Juli in Hewlêr bei Razzien der PDK festgenommen wurden, weiterhin kein Lebenszeichen.