Nurhayat Altun, die vom türkischen Innenministerium abgesetzte Ko-Bürgermeisterin von Dersim, wurde am 16. November 2016 als vermeintliches Mitglied einer Terrororganisation verhaftet und befindet sich seitdem im Gefängnis Kocaeli-Kandıra in der Westtürkei. Am 15. August findet vor dem 1. Strafgericht Tunceli der siebte Verhandlungstag im Prozess gegen sie statt.
Der kurdischen Politikerin wird die Teilnahme an Pressekonferenzen, Demonstrationen und Beerdigungen vorgeworfen. Dafür drohen ihr bis zu 22 Jahre Freiheitsstrafe.
Der stellvertretende HDP-Fraktionsvorsitzende Alican Önlü erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA), die Verhaftung der Bürgermeisterin von Dersim sei im Zuge der AKP-Politik erfolgt, mit der die kommunalen Errungenschaften in den kurdischen Gebieten zunichtegemacht werden sollten. Zuvor seien die gewählten Ko-Bürgermeister abgesetzt und durch Zwangsverwalter ersetzt worden. „Die Provinzverwaltung von Dersim ist beschlagnahmt worden. Früher war sie ein Zentrum für Dienstleistungen für die Bevölkerung. Die Menschen gingen einfach dorthin und brachten ihre Forderungen vor. Jetzt ist die Verwaltung keine kommunale Einrichtung mehr, die die Belange der Bevölkerung regelt. Sie erinnert vielmehr an ein Hauptquartier oder eine Polizeidirektion und ist zu einem Zentrum der Assimilations-Politik der AKP geworden. Unsere Auffassung von Dienstleistung richtete sich auf die Sprache, den Glauben, die Kultur und die Natur der Region. Die Zwangsverwalter hingegen wollen das historische und kulturelle Gedächtnis auslöschen.“
Neben Nurhayat Altun befinden sich weiterhin Dutzende Bürgermeister*innen und HDP-Abgeordnete in türkischer Geiselhaft.