Bandmitglieder von Koma Hevra nach Konzert festgenommen

In Amed sind drei Mitglieder der kurdischen Band Koma Hevra festgenommen worden. Sie sollen auf einem Open-Air-Konzert gegen die türkische Assimilationspolitik „illegale Lieder zu Zwecken der Terrorpropaganda“ gesungen haben.

Kurdische Lieder = Terrorpropaganda?

In Amed (tr. Diyarbakır) sind drei Mitglieder der kurdischen Band Koma Hevra festgenommen worden. Laut türkischer Polizei stehe der Vorwurf im Raum, dass Zeynep Doğan, Gencay Morkoç und Yusuf Keleş „illegale Lieder zu Zwecken der Propaganda für eine Terrororganisation“ gesungen hätten. Betrieben worden sei die vermeintliche Propaganda am Sonntagabend auf einem von der Stadtverwaltung der DEM-regierten Metropole organisierten Konzert gegen die antikurdische Assimilationspolitik in der Türkei. An der Open-Air-Veranstaltung, bei der auch die Gruppe Kardeş Türküler aufgetreten war, hatten sich tausende Menschen beteiligt.

Um welche Lieder von Koma Hevra es sich handelt, die von der Polizei nun kriminalisiert werden, ist unklar. Sicher ist bislang nur, dass es sich um kurdische Songs handelt. Der diskriminierende und rassistische Repressionsapparat des türkischen Regimes läuft auf Hochtouren. Schon seit Monaten fegt durch die Reihen der kurdischen Gesellschaft eine staatliche „Säuberungsaktion“; dutzende Menschen wurden als „Terroristen“ verhaftet, weil sie auf Kurdisch gesungen oder zu kurdischer Musik getanzt haben. Im Zuge dessen waren vergangene Woche in Amed drei Einrichtungen, die sich für den Erhalt und die Förderung kurdischer Sprachen einsetzen, von der Polizei überfallen worden. Hunderte Bücher und Magazine wurden beschlagnahmt und knapp zwei Dutzend Belegschaftsmitglieder vorübergehend festgenommen.

Moment der Festnahme von  Zeynep Doğan, Gencay Morkoç und Yusuf Keleş © MA

Mit Rifat Roni sitzt ein Kurdischlehrer inzwischen sogar in Untersuchungshaft. Er soll Mitglied in einer „Terrororganisation“ sein, behauptet die türkische Justiz. Zeynep Doğan und ihre beiden Kollegen von Koma Hevra statteten dem Forschungsverein für Sprachen und Kulturen Mesopotamiens (MED-DER) daher heute einen Besuch ab. Die Bandmitglieder wollten sich solidarisch zeigen mit der Einrichtung, die am Dienstag stundenlang durchsucht worden war und deren ehemaliger Ko-Vorsitzender Rifat Roni ist. Kaum hatten die jungen Musiker:innen den Verein wieder verlassen, wurden sie auch schon von Beamten des Dezernats für Terrorbekämpfung abgefangen. Offenbar sind sie seit dem Konzert observiert worden. Die polizeiliche Befragung dauert seit Stunden an.