Ein Zeichen gegen die Assimilationspolitik des türkischen Staates
Kurdische, armenische, aramäische und türkische Klänge erfüllten den Şêx-Seîd-Platz in der nordkurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakir). Tausende Menschen waren zu dem von der DEM-regierten Stadtverwaltung organisierten öffentlichen Großkonzert gekommen. Sie waren auch gekommen, um ein Zeichen gegen die Assimilationspolitik des türkischen Staates und die Verfolgung und Unterdrückung der kurdischen Sprache, von Tänzen und jeglicher kulturellen Äußerung zu setzen.
Zu Beginn des Konzerts ergriff der Ko-Vorsitzende des Provinzverbands der DEM-Partei, Abbas Şahin, das Wort und erinnerte an die achtjährige Herrschaft vom Regime eingesetzter Zwangsverwalter anstelle der gewählten Bürgermeister:innen. Diese Zwangsverwalter hätten ihr Möglichstes getan, die kurdische Sprache und Kultur zu unterdrücken. Mit Blick auf die versammelte Menschenmenge sagte Şahin: „Lasst diejenigen, die ihr Möglichstes getan haben, um unsere Sprache und Kultur zu unterdrücken, diesen Platz sehen. Acht Jahre lang haben die Zwangsverwalter mit allen Mitteln versucht, die Sprache und Kultur unseres Volkes zu zerstören. Wir sind hier mit unserer Sprache und Kultur. Wo es Kunst gibt, gibt es Freiheit, wo es Freiheit gibt, gibt es Frieden. Schützt eure Sprache, eure Kultur, eure Straßen und euer Wohlbefinden.“
„Ein würdiger Frieden ist Vorbedingung für Freiheit“
Şahin betonte, dass es keinen Frieden geben könne, wenn es keine Freiheit gäbe, und sagte: „Wir werden weiterhin mit unseren Sprachen, unserer Kulturen und unseren unterschiedlichen ethnischen Identitäten zusammenleben. Wir wissen, wie wir einander respektieren können, und wir werden dies auch weiterhin tun. Was dieses Land am meisten braucht, ist ein ehrenhafter Frieden. Ein ehrenhafter Frieden erfordert Freiheit. Wir haben gesagt, dass wir künstlerische Veranstaltungen auf die Tagesordnung unserer Stadt setzen werden. Sie werden das Gesicht unserer Stadtverwaltung sein. Wir werden unsere Kunst in jedem Viertel und auf jeder Straße bekannt zeigen.“
Aufruf zur Freiheitskundgebung für Abdullah Öcalan
Anschließend rief Şahin zur Teilnahme an einer Großkundgebung für die Freiheit des seit mehr als 25 Jahren auf der Gefängnisinsel Imrali inhaftierten kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan auf: „Wir sagen: Lasst uns gemeinsam Freiheit und Frieden organisieren. Lasst uns Straße für Straße, Haus für Haus organisieren. Für die Kundgebung am 13. Oktober lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen. Denn das größte Bedürfnis dieses Landes ist Freiheit und Frieden.“ Am 13. Oktober findet in Amed eine große Kundgebung im Rahmen der Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“ statt. Nach Şahins Ansprache skandierte die Menge „Bijî Serok Apo“.
„Wir werden die Straßen und Plätze mit unserer Kultur füllen“
Anschließend ergriff Doğan Hatun, Ko-Bürgermeister von Amed, das Wort: „Wir haben erklärt: Wir kommen, sie gehen, unsere Straßen werden wieder mit kurdischer Kultur und Sprache gefüllt sein. Wir kamen, sie gingen, die Straßen gehören jetzt uns. Unsere Sprache, Kultur und Kunst werden auf diesen Straßen nicht fehlen. Wir werden unser Land, unsere Sprache und unsere Kultur für unsere Freiheit verteidigen. Die Freiheit erwartet uns. Solange diese Straßen voll sind, ist die Freiheit nah. Dies ist der Anfang. Wir sind große Verpflichtungen eingegangen. Wir werden unsere Versprechen, eines nach dem anderen, erfüllen. Dieses Areal ist heiliger Boden für das kurdische Volk. Dieses Gelände wird sich immer für unsere Freiheit füllen.“
Danach betraten Koma Hevra und Kardeş Türküler die Bühne und trugen ihre Lieder vor. Die Musiker:innen erinnerten an die Verhaftungswelle gegen Mitglieder kurdischer Sprachvereine am 24. September und betonten, dass sie die kurdische Sprache und Kultur in allen Bereichen weiterhin lebendig halten werden.
Fotos und Video © Mezopotamya Ajansı (MA)