Abschied von Berxwedan Şengalî und Argeş Feqîr in Şengal
Die durch eine türkische Kampfdrohne ermordeten YBŞ-Kämpfer Berxwedan Şengalî und Argeş Feqîr sind unter großer Anteilnahme auf dem Gefallenenfriedhof im Şengal-Gebirge beigesetzt worden.
Die durch eine türkische Kampfdrohne ermordeten YBŞ-Kämpfer Berxwedan Şengalî und Argeş Feqîr sind unter großer Anteilnahme auf dem Gefallenenfriedhof im Şengal-Gebirge beigesetzt worden.
Die am Jahrestag der Befreiung vom IS-Terror in Şengal von der Türkei ermordeten YBŞ-Kämpfer Berxwedan Şengalî und Argeş Feqîr sind unter großer Anteilnahme auf dem Gefallenenfriedhof „Şehîd Dilgeş û Şehîd Berxwedan“ beigesetzt worden. An der Abschiedszeremonie auf dem Friedhof im Şengal-Gebirge nahmen Vertreter:innen aller Institutionen der Autonomieverwaltung und verschiedener Stämme der Region teil.
Im Namen der Kommandantur der Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ) hielt Qendîl Qîranî eine Rede, in der er auf die tödliche Feindschaft des türkischen Staates gegenüber der ezidischen Gemeinschaft einging und sagte: „Unsere Freunde sind am Jahrestag der Befreiung von Şengal gefallen. Dieser Tag ist für die Ezidinnen und Eziden von großer Bedeutung. Der Drohnenangriff fand in unmittelbarer Nähe zu einem Posten der irakischen Armee statt. Wenn ein Auto der YBŞ an einem solchen Ort bombardiert wird, ist der Irak vorher in Kenntnis gesetzt worden. Diese Angriffe werden unter der Beobachtung des Irak durchgeführt. Bereits früher sind unsere Leute direkt neben einem irakischen Posten angegriffen worden. Niemand sollte daran zweifeln, dass wir unsere Freunde rächen werden. Auch wenn die Angriffe weiter eskalieren, werden wir keinen Schritt zurückweichen.“
Hilwa Feqîr vom Verband der Gefallenenfamilien sagte: „Der Feind sollte wissen, dass Argeş und Berxwedan gefallen sind, aber Tausende weitere Menschen wie sie geboren werden. Wir werden unseren Kampf bis zum äußersten fortsetzen. Niemand wird mit schmutzigen Füßen in Şengal eindringen. Niemand wird den Willen des ezidischen Volkes brechen können.“
Xelef Sincar sprach auf der Beerdigung als Angehörige von Argeş Feqîr über ihre Gefühle und Gedanken: „Die Gefallenen haben ihre Aufgabe erfüllt. Unser Volk ist immer wieder Massakern ausgesetzt, die unter unterschiedlichen Fahnen begangen werden. Es soll vernichtet werden. Aber kein Mord wird das ezidischen Volk auslöschen können.“
Nach den Reden wurden die Leichen der Gefallenen begraben, die Menschen riefen dabei Widerstandsparolen.
Seit 2017 türkische Drohnenangriffe in Şengal
Die am Montag bei dem Drohnenangriff in der Gemeinde Sinunê getöteten YBŞ-Kämpfer Berxwedan Şengalî und Argeş Feqîr wurden im Jahr 2000 im Ort Til Êzêr geboren, der 2014 vom IS besetzt worden war und 2007 zum Ziel eines schweren Anschlags von al-Qaida wurde. Den nach dem IS-Genozid vom 3. August 2014 gegründeten YBŞ hatten sie sich bereits im Alter von sechzehn beziehungsweise siebzehn Jahren angeschlossen.
Şengal ist das letzte zusammenhängende Siedlungsgebiet der ezidischen Gemeinschaft. Unter dem Vorwand der „Bekämpfung der PKK“ kommt es dort seit 2017 vermehrt zu Luftschlägen durch türkische Kampfflugzeuge und Drohnen. Konkrete Ziele sind hierbei zumeist Einrichtungen der Autonomieverwaltung von Şengal, die Selbstverteidigungseinheiten YBŞ/YJŞ und Zivilpersonen. Bei den Todesopfern handelt es sich hauptsächlich um Überlebende des IS-Genozids.
Die türkische Führung gibt vor, in Şengal ausschließlich gegen „PKK-Stellungen“ vorzugehen und beruft sich dabei auf das Selbstverteidigungsrecht nach Artikel 51 der UN-Charta. Zahlreiche Organisationen und Gremien, darunter auch der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags, weisen dagegen auf Verstöße der Türkei gegen das Gewaltverbot hin, da es gar keine Selbstverteidigungssituation gebe.
Der deutsche Bundestag hat das Massaker von 2014 als Völkermord an den Ezid:innen anerkannt. Die Bundesregierung steht jedoch bei den Massakern in Kurdistan grundsätzlich, stillschweigend und praktisch auf der Seite der Türkei.