Grab von Freiheitskämpfer Agît Botan in Şirnex zerstört

In der nordkurdischen Provinz Şirnex ist das Grab des YPS-Kämpfers Agît Botan angegriffen und der Grabstein zerstört worden. Nach Angaben der Familie steht die Armee hinter dem Angriff.

Der türkische Staat betreibt eine Nekropolitik, tote Freiheitskämpfer:innen und ihre Gräber werden als Instrumente der psychologischen Kriegsführung missbraucht. So werden immer wieder Leichen verstümmelt präsentiert und Friedhöfe verwüstet. Dies geschah nun auch mit dem Grab des Kämpfers der Zivilen Verteidigungseinheiten (YPS), Agît Botan (Sertan Tiken). Botan war 2016 bei einem Gefecht während des Städtekriegs im Norden Kurdistans zusammen mit elf anderen Kämpfer:innen gefallen. Unbekannte Personen griffen sein Grab im Dorf Cibriyê bei Cizîr (tr. Cizre) an und zerstörten die Einfassung. Der Grabstein, auf dem sich Bild, Name und Codename Botans befanden, wurde gestohlen.

Das Ziel der Nekropolitik ist Demütigung und Demoralisierung

Die Angehörigen von Botan gehen davon aus, dass die Zerstörung des Grabs von der Armee verübt wurde. Diese Vermutung kommt nicht von ungefähr, denn in Nordkurdistan verwüstet die türkische Staatsgewalt systematisch Gräber von Gefallenen aus der kurdischen Freiheitsbewegung und von Opfern der türkischen Repressionsbehörden und Todesschwadronen. Es wurden sogar immer wieder Leichen aus dem Boden gerissen verschleppt und unter Wegen verscharrt. Dadurch sollen insbesondere die zehntausenden Gefallenen der kurdischen Befreiungsbewegung nicht nur aus dem gesellschaftlichen Gedächtnis gelöscht werden, sondern die kurdische Gesellschaft durch den Umgang mit den Toten und ihren Gräbern gedemütigt und demoralisiert werden.