Die Verschleppung von Abdullah Öcalan in die Türkei erschütterte im Februar 1999 ganz Kurdistan und löste eine Aufstandswelle aus. Besonders heftig verlief der „Serhildan vom 15. Februar“ in Rojhilat (Ostkurdistan/Iran). In nahezu allen Städten Ostkurdistans kam es zu Aufständen, die trotz Niederschlagungsversuchen durch das iranische Regime nicht abebben wollten.
Ehwen Çiyako ist Mitglied des Parteirats der PJAK (Partiya Jiyana Azad a Kurdistanê / Partei für ein freies Leben in Kurdistan) und hat sich zu der damaligen Rebellion der Bevölkerung von Rojhilat und zum Jahrestag des internationalen Komplotts gegen Öcalan vor 22 Jahren geäußert.
Auch vor der Gründung der Islamischen Republik Iran haben die Menschen in Ostkurdistan für Selbstbestimmung gekämpft, darauf weist Çiyako einleitend hin. Weiter führt er aus:
„Das kurdische Volk hat ab 1979 bis in die 1990er Jahre einen hohen Tribut gezahlt. Ihm fehlte jedoch eine Führungskraft. Aufgrund der Defizite der damals aktiven politischen Parteien erbrachte der Kampf leider keine Ergebnisse. Dadurch traten zwei Punkte in den Vordergrund: Zum einen die Repression des iranischen Regimes, zum anderen entstand Hoffnungslosigkeit in der Bevölkerung. Damit einhergehend suchten jedoch auch die Jugend und die Studierenden nach neuen Kampfmethoden.
Damals war auch Rêber Apo [Abdullah Öcalan] darum bemüht, in Rojhilat organisierte Strukturen aufzubauen. In den 1990er Jahren wurden die ersten Samen der Apocu-Bewegung in Rojhilat gesät. Die Gründung von MED TV hatte einen großen Einfluss auf die Bevölkerung. Dadurch lernten die Menschen in Rojhilat die Ideen von Rêber Apo kennen, gleichzeitig lernte die Apocu-Bewegung etwas über die Realität in Ostkurdistan. Der Jugend in Rojhilat machte die Philosophie von Rêber Apo Hoffnung und viele junge Menschen schlossen sich der Guerilla an.“
Volksaufstände in allen Städten
„Am 15. Februar 1999 brach ein Aufstand los. Die Bevölkerung protestierte gegen das internationale Komplott und zeigte damit, welche Hoffnung in Rêber Apo gesetzt wurde. Sie brachte ihre Wut auf die am Komplott beteiligten Mächte zum Ausdruck und signalisierte damit gleichzeitig dem iranischen Staat, dass es immer noch auf den Beinen ist. In Rojhilat zeigten die Menschen auf ganz besondere Weise ihre Verbundenheit mit Rêber Apo.
Die Bevölkerung ging in allen Städten auf die Straßen und demonstrierte eine patriotische Haltung. Es entstand eine revolutionäre Atmosphäre. Um den Aufstand niederzuschlagen, führte das iranische Regime einen Angriff nach dem anderen durch. Bei diesen Angriffen kam fünfzig Menschen ums Leben, die meisten davon in Sine [Sanandadsch]. Das Regime erreichte mit seiner Aufstandsbekämpfung jedoch das genaue Gegenteil. Die Angriffe schufen eine Grundlage für die Apocu-Bewegung in Rojhilat.
Die Bevölkerung stellte sich 1999 mit einem revolutionären Geist hinter Rêber Apo. Derselbe Widerstandsgeist muss dem Feind auch heute bewiesen werden. Ihm muss in offener Form gesagt werden: ,Wir sind eine Nation, wir weinen und lachen gemeinsam. Unsere Führungskräfte stehen für unsere Werte. Mit der Besatzung unseres Landes lassen sich unsere revolutionären und nationalen Gefühle nicht zerschlagen.' Die Besatzer Kurdistans müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Es muss mit einem nationalen und revolutionären Geist für die Freiheit von Rêber Apo und Kurdistan gekämpft werden.“
Gründung der PJAK verändert die pessimistische Atmosphäre
Çiyako erinnert daran, unter welchem Druck des Regimes die Bevölkerung stand und wie hoffnungslos die Menschen in Rojhilat waren. Diese pessimistische Atmosphäre hat sich mit der Gründung der PJAK verändert. Die Bevölkerung kämpfe jetzt für ihre Befreiung und setze sich auch für die anderen Teile Kurdistans ein, erklärt der PJAK-Politiker.
Der iranische Staat sei damals davon ausgegangen, dass die Forderungen der kurdischen Bevölkerung endgültig erstickt worden sind. Heute sei er jedoch mehr denn mit den Freiheitsbestrebungen des kurdischen Volkes konfrontiert. „Die Menschen in Rojhilat und in Iran brauchen das von Rêber Apo vorgelegte Lösungsmodell des demokratischen Konföderalismus mehr als alle anderen. Dieses System ist eine Lösung für alle unterdrückten Völker“, so Çiyako.
Zeit für Freiheit
Zuletzt erklärt Ehwen Çiyako: „Zum Jahrestag des Komplotts vor 22 Jahren werden sich die Menschen in Rojhilat in effektiver Form hinter Rêber Apo stellen und ihren Kampf gegen Hinrichtungen und für Demokratie im Rahmen der Offensive ,Zeit für Freiheit' verstärken.
Im Moment läuft eine Kampagne für Rêber Apos Freiheit. Die Menschen in Rojhilat und Iran sind aufgefordert, aktiv an allen Aktionen teilzunehmen und spezifische eigene Aktivitäten zu entfalten. Rêber Apo ist nicht nur für das kurdische Volk eine Führungspersönlichkeit, sondern für alle unterdrückten Völker. Sein Kampf und seine Projekte gelten der Befreiung aller Unterdrückten und insbesondere der Frauen. Deshalb bedeutet seine Freiheit auch die Freiheit aller unterdrückten Menschen.“