In der Türkei muss eine 70-jährige Kurdin wegen „Terrorpropaganda” ins Gefängnis. Die Analphabetin wird beschuldigt, auf einer Demonstration vor zehn Jahren ein Plakat mit der Aufschrift „Die Jugendlichen sind die Fedajin Öcalans“ getragen zu haben.
Raife İnatçi ist 70 Jahre alt und lebt in Farqîn (Silvan) in der nordkurdischen Provinz Amed (Diyarbakir). Seit drei Tagen sitzt die Mutter von sieben Kindern allerdings im Gefängnis. Der Grund: „Terrorpropaganda”.
Zum Hintergrund: Vor knapp zehn Jahren, am 2. Dezember 2009, soll Raife İnatçi in Farqîn an einer Demonstration teilgenommen haben, auf der sie ein Plakat mit der Aufschrift „Die Jugendlichen sind die Fedajin Öcalans“ getragen haben soll. Daraufhin wurde sie festgenommen, nach der polizeilichen Vernehmung aber wieder freigelassen. Später wurde der Frau wegen „Propaganda für eine Terrororganisation“ und des „Begehens von Straftaten im Namen einer Terrororganisation, ohne deren Mitglied zu sein“ der Prozess gemacht. Ein türkisches Gericht verurteilte Raife İnatçi zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren, einem Monat und 15 Tagen. İnatçı ging in Berufung, scheiterte jedoch. Vergangene Woche bestätigte ein Revisionsgericht das Urteil. Daraufhin wurde sie am Dienstag festgenommen und in das D-Typ-Gefängnis in Amed überführt. İnatçi hat massive gesundheitliche Probleme. Es bestehen große Bedenken, dass sich ihr Zustand aufgrund der Haft weiter verschlechtert.
