Am 3. März 2017 fiel die vom türkischen Staat und der PDK ausgebildete Truppe der „Roj-Peschmerga“ in der Ortschaft Xanesor in Şengal ein. Am Vorabend wurden Gräben in der Umgebung von Xanesor und Sinun ausgehoben. Frauen aus Şengal wollten die Gräben wieder zuschütten und wurden angegriffen. Die Verteidigungskräfte YBŞ suchten das Gespräch mit der Gegenseite, um die Lage zu evaluieren und die angespannte Situation zu beruhigen. Noch vor Abschluss des Treffens wurde ein Vormarsch mit dreißig Hummer und anderen Panzerwagen mit schweren Waffen gestartet. Ausgerüstet war die Truppe unter anderem mit Waffen und Fahrzeugen, die europäische Länder für den Kampf gegen den IS nach Südkurdistan geliefert hatten. Darunter waren auch Panzer vom Typ Dingo aus Deutschland.
Die YBŞ und die Fraueneinheiten YJŞ wurden zusammen mit den ezidischen Sicherheitskräften Asayîş in Verteidigungsposition versetzt. Die damals noch in der Region präsenten Guerillakämpfer:innen der HPG und YJA Star schlugen Verhandlungen vor, um Gefechte zu vermeiden. Zwei HPG-Kämpfer stellten sich vor einen der einrückenden Panzerwagen, um den Vormarsch zu stoppen. Sie versuchten mit ihren Händen, das Militärfahrzeug aufzuhalten. Ihre Namen waren Çekdar Sinan und Orhan Baran, beide wurden getötet. Die Journalistin Nûjiyan Erhan wurde gezielt ermordet, als sie diese Szenen mit ihrer Kamera einfing. Sie erlag am 22. März im Krankenhaus ihren Verletzungen durch einen Kopfschuss. Bei den folgenden Auseinandersetzungen kamen außerdem die TAJÊ-Aktivistin Nazê Naif und sieben YBŞ-Mitglieder ums Leben.
Die Kommandantur der YBŞ erklärt anlässlich des Jahrestages: „Der Angriff in Xanesor war ein Plan der Besatzungsstaaten, der von der PDK umgesetzt wurde. Er hat nach der Befreiung von Şengal stattgefunden. Şengal wurde unter der Führung der HPG, YJA Star und YBŞ-YJŞ von den Söhnen und Töchtern unseres Volkes befreit, und nicht von fremden Kräften. Der Sieg über den IS ist durch den Willen des Volkes errungen worden. Danach hat sich die Bevölkerung organisiert und Schritt für Schritt eine Selbstverwaltung aufgebaut.“
Xanesor sei angegriffen worden, weil der Bevölkerung von Şengal keine Selbstverwaltung zugestanden wurde, so die YBŞ: „Die Menschen hatten sich nach der Befreiung organisiert und brauchten niemanden von außen, der sie regierte. Sie wurden kulturell, politisch und in Sicherheitsfragen unabhängig. Das erklärt auch die Wut und das Vorgehen der PDK, die jahrelang behauptet hatte, für Sicherheit zu sorgen. Als der IS in Şengal einfiel, flüchtete die PDK. Erst als die Region vollständig befreit war, zog sie mit ihren Panzerwagen in die befreiten Gebiete ein.“
Bei dem Angriff in Xanesor habe die Bevölkerung großen Widerstand geleistet und der PDK nicht das Feld überlassen. Zwölf Menschen seien in diesem Widerstand ums Leben gekommen. Die YBŞ-Kommandantur weist darauf hin, dass Şengal weiterhin bedroht ist und die PDK mit Rückendeckung des türkischen Staates gegen die Selbstverwaltung vorgehe: „Die PDK weiß, was eine türkisch-osmanische Besatzung für das ezidische Volk bedeutet. Sie weiß auch, dass wir uns sehr umsichtig verhalten, damit keine Kriegshandlungen ausbrechen. Wenn diese Bestrebungen der PDK weitergehen, wird eine heftige Reaktion erfolgen. Wir sind mehr denn je bereit, unsere Menschen und unsere Errungenschaften zu verteidigen.“