Von YPJ befreit: Verschleppte Ezidin wieder mit Familie vereint

Über 7000 ezidische Frauen und Kinder wurden 2014 vom IS aus Şengal verschleppt. Kovan Aidi Khourto war eine von ihnen. Die heute 23-Jährige ist nach ihrer Befreiung durch die YPJ wieder mit ihrer Familie vereint.

Eine als Jugendliche von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verschleppte Ezidin ist nach neun Jahren wieder mit ihrer Familie vereint. Kovan Aidi Khourto war gerade erst vierzehn geworden, als sie im Zuge des Genozids in Şengal im August 2014 vom IS entführt wurde. Sie durchlebte ein unvorstellbares Martyrium; wurde mehrmals verkauft, als „Geschenk” an IS-Söldner im Irak und in Syrien übergeben, zwangsverheiratet, gefoltert und vergewaltigt. Auch ihre Eltern und vier Schwestern wurden vom IS verschleppt.

Zuletzt lebte Khourto unter dem Terrorregime der IS-Frauen im berüchtigten Auffang- und Internierungslager Hol im Nordosten Syriens. Anfang Februar konnte sie bei einem Spezialeinsatz der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) aus dem Camp befreit werden. Seither verbrachte Khourto ihre Zeit im Mala Êzîdîya (Ezidisches Haus) in Hesekê. Die Einrichtung kümmerte sich um die psychische Erste Hilfe und gesundheitliche Versorgung der jungen Frau und ihrer beiden Kinder, die sie in IS-Gefangenschaft auf die Welt brachte. Auch organisierte das Mala Êzîdîya in Zusammenarbeit mit dem Demokratischen Autonomierat Şengal (MXDŞ) sowie den ezidischen Frauenverteidigungseinheiten (YJŞ) den Transfer Khourtos zu deren Familie. Sichtlich gerührt verabschiedeten sich die Verantwortlichen des Mala Êzîdîya und der YPJ sowie YPG am Samstag von Kovan Aidi Khourto und wünschten ihr für den neuen Lebensabschnitt alles Gute.

Am 3. August 2014 überfiel der IS Şengal mit dem Ziel, eine der ältesten Religionsgemeinschaften auszulöschen: Die Ezidinnen und Eziden. Durch systematische Massakrierung, Vergewaltigung, Folterung, Vertreibung, Versklavung von Mädchen und Frauen sowie der Zwangsrekrutierung von Jungen als Kindersoldaten erlebte die ezidische Gemeinschaft den von ihr als Ferman bezeichneten 74. Völkermord in ihrer Geschichte. Bis zu 10.000 Menschen fielen verschiedenen Schätzungen nach den Massakern des IS zum Opfer, mehr als 400.000 Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben und über 7.000 Menschen wurden verschleppt. Bis heute befinden sich etwa 2.700 der Entführten in der Gewalt ihrer Peniger, die meisten davon sind Frauen und Kinder. Die Frauen und jungen Mädchen werden bis heute systematisch vergewaltigt und als Sklavinnen gehalten und verkauft. Daher stellt dieser Genozid in seiner Form zugleich auch einen Feminizid dar.