„Wir singen Lieder der Revolution“
Die Kämpfer, die ihre Lieder in Kobanê als „Armee der Hoffnung“ sangen, haben ihre Gruppe nun in „Berbanga Rojava“ (Die Morgenröte Rojavas) umbenannt.
Die Kämpfer, die ihre Lieder in Kobanê als „Armee der Hoffnung“ sangen, haben ihre Gruppe nun in „Berbanga Rojava“ (Die Morgenröte Rojavas) umbenannt.
Revolutionen und gesellschaftliche Umbrüche schlagen sich auch immer in der Musik nieder. So kam es dann dazu, dass wir während der Schlacht um Kobanê, als die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in einen der seit 2013 faktisch selbstverwalteten Kantone Westkurdistans einfiel, Bilder von musizierenden Kämpfer*innen sahen, die Lieder der Revolution sangen. Tatsächlich waren diese singenden Kämpfer*innen der MLKP-Rojava (Marxistisch-Leninistische Kommunistische Partei Rojava) Mitglieder der Gruppe Berbanga Rojava, die sich damals noch Umudun Ordusu (Armee der Hoffnung) nannte.
Neben vielen traditionellen Volksliedern aus der Türkei und Kurdistan in ihrem Repertoire komponieren die musikalischen Kämpfer*innen auch eigene Lieder. 33 Kızıl Karanfil (33 rote Nelken) zum Beispiel ist ein Stück für die Opfer des Anschlags von Pirsûs (Suruç). 33 hauptsächlich junge Menschen, die sich an der Kampagne für den Wiederaufbau von Kobanê beteiligen wollten und zu diesem Zweck nach Pirsûs gereist waren, wurden am 20. Juli 2015 von einem Selbstmordattentäter des IS mit in den Tod gerissen.
Efrîn bernadin nennt sich das neue Stück der Morgenröte von Rojava, das vor gut zwei Wochen veröffentlicht wurde. Welat Deniz, Rojava-Korrespondent der Nachrichtenagentur ETHA, hat mit Cûdî Firat, MLKP-Kämpfer und Mitglied der Gruppe Berbanga Rojava, gesprochen. Wir geben einige Auszüge des Interviews wieder.
Keine Revolution kommt ohne Musik aus
„Berbanga Rojava haben wir gegen Ende des Jahres 2016 gegründet. Im Grunde hat sie ihre Anfänge allerdings in der Band Umudun Ordusu, mit der wir schon während des Widerstandes für Kobanê Lieder der Revolution und Hoffnung sangen“, beginnt Cûdî das Gespräch und fährt fort: „Wir nehmen hier am gesellschaftlichen Aufbau der Revolution von Rojava teil. Unser Interesse daran beschränkt sich nicht nur auf Krieg, Defensive oder Schulungen. Die Musik ist für uns eine Form der revolutionären Produktivität. Hinter unserem musikalischen Schaffen steckt aber auch das Bestreben, unseren Respekt vor der Revolution, für die wir an den Fronten kämpfen und Opfer gebracht haben, und für all diejenigen, die für die Revolution ihr Leben gelassen haben, zum Ausdruck zu bringen. Die Lieder, die wir singen, gehören zu unserem Kampf gegen die reaktionären Banden. Sie ertönen an allen Fronten des Krieges. An jeder Front, sei es in Kobanê oder Şengal, in Efrîn oder Raqqa, ist unsere Musik ein Teil von unserer Existenz. Wann auch immer unsere Genoss*innen im Kampf eine Verletzung davontrugen oder gar ihr Leben verloren, haben wir zuerst Schulter an Schulter unsere Lieder gesungen, bevor wir uns unseren Aufgaben an der Front wieder zuwendeten“.
Revolution sollte in allen Formen der Kunst zum Ausdruck kommen
Cûdî Firat betont die Aussagekraft der Revolution in der Musik, Malerei, Fotografie, Literatur sowie auf der Leinwand und wünscht sich, dass sie in allen Formen der Kunst stärker zum Ausdruck kommt. „Aus diesem Grund versuchen wir so oft es geht Musikvideos zu drehen, um einen bescheidenen Beitrag dafür zu leisten“.
Rojava: Ein farbenreiches Mosaik
Im Einklang mit der vielfarbigen Struktur Nordsyriens werde die „Morgenröte Rojavas“ weiterhin Lieder von Widerstand und Hoffnung in all den verschiedenen Sprachen singen, die das farbenreiche Mosaik der Region zu bieten habe, sagt Firat. „Gleichzeitig wird auch unsere Existenz an den Fronten des Kampfes weiterhin Bestand haben. Nicht nur für die Revolution in Rojava werden wir Widerstand leisten, sondern auch für die Befreiung aller Völker der Türkei und Kurdistans unseren Kampf gegen Faschismus, Bürgertum und Unterdrückung fortsetzen“.