14. Londoner Kurdisches Filmfestival mit Preisverleihung beendet

Das 14. Londoner Kurdische Filmfestival wurde mit einer Preisverleihung beendet. Mit berührenden Filmen, starken Frauenstimmen und einem klaren politischen Bekenntnis wurde das Festival zu einem kulturellen Mahnmal für Freiheit, Erinnerung und Widerstand.

Festival als Spiegel einer kämpfenden Kultur

Das 14. Londoner Kurdische Filmfestival (LKFF) ist mit einer bewegenden Abschlusszeremonie zu Ende gegangen – begleitet von einer Filmpremiere, Preisverleihungen und einer besonderen Widmung: Das Festival wurde in Gedenken an Sırrı Süreyya Önder, den kürzlich verstorbenen Politiker, Künstler und Friedensaktivisten, ausgerichtet.

Die Festivalleitung würdigte Önder, der jahrzehntelang für Demokratie, Dialog und kulturellen Ausdruck stand, als Symbolfigur des Friedens und der kurdischen Identität.

Ehrung für ein Leben im Zeichen von Kunst und Dialog

Bereits zu Beginn der Abschlussveranstaltung wurde eine Schweigeminute für Önder abgehalten. Festivaldirektor Ferhan Stêrk erklärte: „Sırrı Süreyya war ein Symbol des Friedens und der Freiheit. Er hat sein Leben dem demokratischen Miteinander und der Gerechtigkeit gewidmet. Diese Ausgabe des Festivals ist ihm gewidmet – unserem geliebten Weggefährten.“

Eröffnung mit „Touch of Freedom“ – ein Blick auf den Kobanê-Widerstand

Als Abschlussfilm wurde die schwedische Produktion „Touch of Freedom“ der Regisseurin Manal Masri gezeigt. Der Film erzählt die bewegende Geschichte zweier kurdischer Studierender, Jenkidar und Hussein, die sich dem Widerstand in Kobanê anschließen. Die filmische Perspektive der Familienangehörigen vermittelt die emotionale Tiefe des Konflikts und erzeugte beim Publikum starke Reaktionen. Nach der Vorführung wurde in einer Podiumsdiskussion die historische Bedeutung des Kobanê-Widerstands erneut betont. Immer wieder erklang im Saal der Slogan: „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit).


Preisträger:innen des LKFF 2025

Die Preisverleihung ehrte Werke, die politische Tiefe, kulturelle Erinnerung und künstlerische Qualität vereinten:

▪ Bester Spielfilm (Rojazer-Preis): „Kör Noktada“ von Ayşe Polat, inspiriert von den „Samstagsmüttern“ und der Suche nach Gerechtigkeit.

▪ Bester Dokumentarfilm (Mehmet Aksoy-Preis): „Hold Still“ von Berke Baş, eine intensive Reflexion über Erinnerung und Widerstand.

▪ Beste Kurzdokumentation (Taha Karimi-Preis): „Ever Since, I Have Been Flying“ von Aydın Gökmen.

▪ Bester Kurzfilm (Yılmaz Güney-Preis): „Agony“ von Borhan Ahmadi und Leila Baghpira.

▪ Spezialpreis der Jury: „Bizim İsmail“ von Fatin Kanat und Önder İnce sowie „Ulysses Çevirmek“ von Aylin Kuryel und Fırat Yücel.

▪ Beste Schauspielerin: Şilan Düzdaban (Buka Baranê).

▪ Bester Schauspieler: Korkmaz Aslan.

▪ Ehrenpreise: an Regisseur Saman Hosseinpour („Son“) sowie an die ezidische Schauspielerin Sarab Nayif Issa, die ihre Auszeichnung „allen kämpfenden Frauen“ widmete.

Mehr als Filme – das Festival als Spiegel einer kämpfenden Kultur

In ihrer Abschlussrede hob Shilan Murdachy hervor, dass 17 der präsentierten Filme von Frauen inszeniert wurden – ein starkes Signal für weibliche Perspektiven im kurdischen Kino. Zugleich betonte sie die Kraft des kollektiven Erzählens: „Unsere Geschichten erreichen die Welt – dank eures Engagements und eurer Verbundenheit. Dieser Traum lebt durch euch weiter.“

Über 58 Filme wurden während der neuntägigen Veranstaltung gezeigt, darunter Lang- und Kurzfilme sowie Dokumentationen. Thematisch dominierten Fluchtgeschichten, der Widerstand in Rojava, das Schicksal ezidischer Frauen, Sprachverlust und Erinnerungskultur. Regisseur Bilal Korkut kommentierte die oft schmerzhaften Themen mit den Worten: „Man zeigt immer die Wunde, die noch blutet.“

Internationale Resonanz: Von Kurdistan bis Nordamerika

Ein besonderes Highlight war die Vorführung des Films „Threads of Revolution“ der US-amerikanischen Autorin Janet Biehl, der die ökologische und feministische Revolution in Nordostsyrien beleuchtet – inspiriert von den Ideen Murray Bookchins. Biehl erhielt für ihren Beitrag großen Beifall.

Auch Werke von Kazım Öz, Mehmet Ali Konar und Arash Rakhsa fanden besondere Aufmerksamkeit – mit ihren persönlichen, poetischen und politischen Handschriften.

Ein Vermächtnis auf der Leinwand: Sırrı Süreyya Önder lebt weiter

Durch den gesamten Festivalverlauf zog sich die Erinnerung an Sırrı Süreyya Önder wie ein roter Faden. Viele Künstler:innen, Preisträger:innen und Gäste würdigten seinen Beitrag zu Frieden und Kultur. Der DEM-Abgeordnete und Vizeparlamentspräsident hatte am 15. April einen schweren Herzinfarkt erlitten und war am Samstag in einer Istanbuler Klinik an multiplem Organversagen verstorben. Der kurdische Musiker Kemal Ulusoy brachte es bei der Abschlusszeremonie auf den Punkt: „Wir werden den Frieden in Sırrıs Herzen Wirklichkeit werden lassen.“