Bern eröffnet erstes alevitisches Grabfeld der Schweiz

Mit der Eröffnung des ersten alevitischen Grabfelds auf dem Bremgartenfriedhof setzt Bern ein bedeutendes Zeichen für religiöse Vielfalt und Anerkennung: Ein Ort des Gedenkens, der zugleich spirituelle Heimat und gesellschaftliches Bekenntnis ist.

Symbol für Vielfalt und Anerkennung

Auf dem Bremgartenfriedhof in Bern ist das schweizweit erste Grabfeld für die alevitische Glaubensgemeinschaft eröffnet worden. Für Alevit:innen in der Diaspora markiert dieser Moment einen historischen Schritt: ein Ort, an dem ihre religiösen Rituale und spirituellen Vorstellungen über den Tod hinaus Raum finden – eingebettet in die multireligiöse Struktur der Schweizer Hauptstadt.

An der Eröffnung am Freitag nahmen Vertreter:innen der alevitischen Gemeinschaft, der Stadtverwaltung Bern sowie verschiedener Religionsgemeinschaften und Dialoginitiativen teil. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Berner Haus der Religionen, vertreten durch Projektleiterin Özlem Duvarcı.

„Ein Zeichen in der gesellschaftlichen Erinnerung“

In ihrer Rede betonte Duvarcı die tiefere Bedeutung des Projekts: „Es geht nicht nur um ein Grabfeld – es geht um Anerkennung, um Sichtbarkeit und um die Verankerung unserer Gemeinschaft in der gesellschaftlichen Erinnerung dieser Stadt.“ Sie dankte allen Mitwirkenden und lud Interessierte dazu ein, mehr über das Alevitentum im Haus der Religionen zu erfahren: „Heute hier zu sein, bedeutet uns sehr viel“, ergänzte Duvarcı.

Gulbang und Deyiş von Pîr Ali Matur

Der spirituelle Rahmen der Zeremonie wurde durch den alevitischen Geistlichen Pîr Ali Matur gestaltet, der ein Gulbang (dt. Rosengebet) sowie traditionelle Deyiş-Gesänge vortrug. Symbolisch wurde das Grabfeld mit dem Pflanzen von Pistazienbaumsetzlingen eröffnet, gefolgt von einem gemeinsamen Apéro.

Gestaltung mit spiritueller Symbolik

Laut Mitteilung der Stadt Bern ist das neue Grabfeld einzigartig in seiner Gestaltung: Es orientiert sich an der rituellen Tanzform Semah, die im Alevitentum für den Zyklus des Lebens und den Übergang in den Zustand Devr-î-Daîm – die „ewige Transformation“ – steht. Die Gräber werden in einem gedachten Kreis angeordnet, ergänzt durch Blumenbeete, die die Drehbewegung des Semah symbolisieren sollen.

Der Berner Gemeinderat hatte dem Vorhaben im vergangenen Jahr zugestimmt und dafür rund 296.000 Franken bewilligt. Das gesamte Grabfeld wurde naturnah gestaltet: Der Bodenbelag wurde entfernt und durch Rasen ersetzt, Bäume säumen nun die Ränder. Parallel zum Bau des Grabfelds wurden seit Herbst auch bestehende Leitungen des Friedhofs saniert.

Mit dem neuen Grabfeld erweitert Bern sein religionsoffenes Bestattungsangebot. Bereits zuvor bestanden auf den Berner Friedhöfen spezielle Bereiche für Angehörige der fünf Weltreligionen sowie für konfessionslose Menschen. Nun können auch Alevit:innen ihre Verstorbenen im Einklang mit ihren religiösen Überzeugungen beisetzen.