Destar: Eine Handmühle als Kulturgut in Dersim
In Dersim wird in der alevitischen Fastenzeit im Xizir-Monat die traditionelle Handmühle hervorgeholt. Xizir kündigt Überfluss, Harmonie, Liebe und die Ankunft des Frühlings an.
In Dersim wird in der alevitischen Fastenzeit im Xizir-Monat die traditionelle Handmühle hervorgeholt. Xizir kündigt Überfluss, Harmonie, Liebe und die Ankunft des Frühlings an.
In Kurdistan hat mit der Kultivierung von Saatgut vor 10.000 Jahren der Übergang vom „Jäger und Sammler“ zum sesshaften Leben gelegt worden. Die Geschichte des Saatguts lässt sich anhand von prähistorischen Überresten bis zu landwirtschaftlichen Daten, von der Geschichte bis zur Geografie, von den Kellern bis zur Küche verfolgen. Kurdistans Mythologie, mündliche Überlieferungen, Märchen, Volksmusik und Kunsthandwerk spiegeln die Verbindung des Landes mit dem Saatgut wider.
Destar ist der Name eines Werkzeugs, das in Kurdistan zum Mahlen der Saat verwendet wird und aus zwei runden Steinen besteht. Die Handmühle wird seit Tausenden von Jahren zum Mahlen von Weizen, Mais und Gerste verwendet und ist auch heute noch in Gebrauch. Jede Gemeinschaft hat eigene Traditionen im Leben. Menschen werden von ihren Lebensumständen beeinflusst und suchen Zuflucht in ihrer eigenen Kultur und Geschichte. Destar ist eines der ältesten existierenden Kulturgüter in Kurdistan. Die Mühle ist ein Produkt von Frauen und wird bis heute von ihnen bewahrt.
Wieder am Leben mit Xizir
In Dersim wird Destar im Xizir-Monat hervorgeholt. Dersim ist die Region mit dem höchsten Anteil an Personen alevitischen Glaubens. Das Alevitentum ist ein Glaube an eine natürliche Gesellschaft, wonach die Beziehungen zwischen sämtlichen Lebewesen auf gegenseitiger Anerkennung fußen, auf der Grundlage einer kommunalen, solidarischen und teilenden Gesellschaft. Alle Völker sind unabhängig von ihrer Ethnie und ihrer Religion gleichwertig. Lebewesen, also Menschen, Tiere und Pflanzen gelten als heilig. Der alevitischen Glaubenslehre nach lebten die Brüder Xizir und Ilyas als Propheten und tranken das „Wasser der Unsterblichkeit“, um Bedürftigen zur Hilfe zu eilen. Xizir kommt dem Glauben zufolge den Hilfsbedürftigen zu Lande zur Hilfe, Ilyas hingegen denen zur See.
Im Alevitentum ist Xizir die heiligste Zeremonie. Xizir kündigt Überfluss, Harmonie, Liebe und die Ankunft des Frühlings an. Mit der Ankunft von Xizir fastet jeder Stamm für einen unterschiedlichen Zeitraum und bereitet das als Qavut bekannte Gericht zu, das für Fruchtbarkeit und Überfluss steht. Um das Qavut herum wird Holz angezündet und in einem Raum zurückgelassen. Es wird erwartet, dass Xizir dieses Haus besucht und von dem Gericht kostet. Die Qavut-Tradition wird heute nur noch von wenigen Menschen aufrechterhalten.
Dorfbewohnerinnen warnen davor, dass die traditionelle Handmühle mit der Zeit in Vergessenheit geraten und verschwinden könnte. Sie betonen, dass sie nicht wollen, dass diese Tradition verloren geht: „Mit dem Verschwinden der Kultur wird auch Xizir nicht mehr kommen. Wir verlieren unser Wesen, unsere Religion und unseren Glauben. Wir waren nicht in der Lage, den Xizir, von dem uns unsere Ältesten erzählt haben, am Leben zu erhalten, aber wir hoffen, dass die künftige Generation dieses Erbe weiterführen wird."