Feiern in Tirbespiyê, Til Temir und Dêrik
Mit traditionellen Gewändern, Musik, Tanz und Gebeten begehen die Suryoye weltweit am 1. April das assyrische Neujahrsfest Akitu. In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien hat die Assyrische Einheitspartei drei zentrale Veranstaltungsorte für die diesjährigen Feierlichkeiten bekanntgegeben: Tirbespiyê, Til Temir und Dêrik.
Akitu, auch bekannt unter dem aramäischen Namen Kha b' Nisan („Erster April“), markiert nicht nur den Frühlingsbeginn, sondern auch den Start des assyrischen Kalenders. Die Ursprünge des Festes reichen bis ins dritte Jahrtausend v. Chr. zurück und machen Akitu zu einem der ältesten bekannten Feste der Menschheitsgeschichte.
Ein Fest der Fruchtbarkeit und Erneuerung
Der Name Akitu leitet sich vom sumerisch-akkadischen Wort für Gerste ab – eine symbolische Referenz auf Fruchtbarkeit, Neuanfang und Zivilisation. Ursprünglich wurde das Fest im antiken Mesopotamien gefeiert, insbesondere in Babylon, wo es sich über mehrere Tage erstreckte. Dort war Akitu ein sowohl religiöses als auch politisches Ereignis: Die Menschen dankten ihren Göttern für die Fruchtbarkeit des Landes, während gleichzeitig die Macht des Königs durch rituelle Akte legitimiert wurde. Im Lauf der Jahrtausende wandelte sich das Fest, blieb jedoch tief in der Identität der assyrischen und aramäischsprachigen Völker verankert. In der Diaspora sowie in den Herkunftsregionen der Suryoye ist Akitu heute ein Ausdruck kultureller Kontinuität und gemeinschaftlicher Selbstvergewisserung.
Feiern trotz schwieriger Umstände
In Syrien, wo sich zahlreiche christliche Gemeinschaften befinden, ist die Durchführung des Akitu-Festes auch ein Akt des Widerstands gegen kulturelle Auslöschung. Das Land ist durch Kriegsjahre, politische Spannungen und Vertreibungen geprägt. Dennoch halten die Menschen an ihren Traditionen fest. „Akitu ist ein Tag der Hoffnung. Trotz aller Herausforderungen feiern wir unser Erbe und unsere Zukunft“, sagt ein Sprecher der Assyrischen Einheitspartei. Die diesjährigen Veranstaltungen in Tirbespiyê, Til Temir und Dêrik sollen nicht nur festliche Begegnungen sein, sondern auch die Gemeinschaft stärken und jungen Menschen die Möglichkeit geben, ihre kulturellen Wurzeln zu erleben. Neben religiösen Zeremonien sind Tanzaufführungen, Theaterstücke in aramäischer Sprache sowie Bildungsprogramme geplant.
Ein lebendiges Erbe
Weltweit begehen Suryoye in Europa, Australien, Nordamerika und dem Nahen Osten diesen Tag mit großer Anteilnahme. In einer Zeit globaler Umbrüche ist Akitu mehr denn je ein Zeichen dafür, dass alte Kulturen lebendig bleiben, wenn sie gelebt werden. Das assyrische Neujahrsfest ist damit nicht nur ein Rückblick auf eine glorreiche Vergangenheit, sondern vor allem ein Blick nach vorn: auf Frühling, Erneuerung und den unerschütterlichen Willen, auch unter schwierigen Bedingungen die eigene Kultur weiterzugeben.