Akitu – ein Jahrtausende altes Fest
Das Akitu-Fest der Suryoye in Mesopotamien geht nachweislich bis in 4. Jahrtausend v.u.Z. und möglicherweise sogar bis ins Neolithikum zurück.
Das Akitu-Fest der Suryoye in Mesopotamien geht nachweislich bis in 4. Jahrtausend v.u.Z. und möglicherweise sogar bis ins Neolithikum zurück.
Das Akitu-Fest zeichnet die Zehntausende Jahre alte Geschichte Mesopotamiens, der Entwicklung von Herrschaft und den Kampf um Befreiung nach. Akitu dauert vom 21. März (Newroz) bis zum 1. April und wird von der Suryoye-Bevölkerung begangen. Es besitzt eine uralte Geschichte. Akitu geht bis weit in die sumerische Zeit, wenn nicht gar ins Neolithikum zurück und markiert den Termin zur Getreideaussaat. Die ersten Hinweise auf Akitu gehen 6.700 Jahre zurück. Allerdings sind Festtraditionen um Frühlingsbeginn und Aussaat insbesondere im Kontext der neolithischen Revolution und der damit beginnenden organisierten Landwirtschaft von Bedeutung, daher ist anzunehmen, dass Akitu noch weit älter ist und in der Frühzeit vom Göttinnen-Kult geprägt war. Die Geschichte von Akitu zeichnen selbst die Entwicklung der staatlichen Zivilisation und des Patriarchats nach.
Das Wort Akitu selbst ist Sumerisch und bedeutet nichts anderes als Fest. Es dauerte zwölf Tage und schloss vor 5.000 Jahren in Uruk mit der „heiligen Hochzeit“ zwischen dem Herrscher der Stadt und der Göttin Inanna ab.
Im Gilgamesch-Epos bricht der patriarchale Mann Gilgamesch diese Tradition und verweigert der sumerischen Stadtgöttin Inanna die Hochzeit, so bringt er großes Unglück über Uruk herab. Traditionell ist Akitu auch eng mit der Schöpfungsgeschichte verbunden. Im Rahmen der Durchsetzung patriarchaler gesellschaftlicher Strukturen und staatlicher Zivilisation wurde aus der Muttergöttin Tiamat zu mittelbabylonischer Zeit ein Drache, der von ihrem eigenen Sohn bzw. Enkel Marduk getötet wurde und aus deren Körper die Welt geschaffen worden war. Dieser Kampf wurde während des Festes, das zu babylonischer Zeit Rêš-šattim hieß, immer wieder nachgestellt.
Heute ist Akitu Symbol der Auferstehung und des Beginns des neuen Jahres. Es wird mit dem christlich geprägten Osterfest zusammengebracht. Aufgrund der Repression und Unterdrückung wurde es in Rojava nach langer Zeit wieder von Neuem gefeiert.
Hena Hine, Vertreterin des Kulturvereins der Suryoye von Qamişlo berichtet, dass die Feiern nach einer langen Pause nun wieder stattfinden. Sie beschreibt das Fest als ein gemeinsames kulturelles Erbe der Völker der Region, welches die Menschen zusammenbringt. „Das hat den Diktatoren nicht gefallen und sie haben versucht dieses Fest auszulöschen“, erklärt sie und fährt fort, „Auf dieser Erde gibt es viele Zivilisationen. Das schönste ist, dass diese Zivilisationen an einem Ort zusammenleben können.“
Die Initiative für Einheit und Solidarität unter den Völkern (SYPG) betonte in ihrer Grußbotschaft zu Akitu: „Wir gratulieren zum Auferstehungsfest der alten Völker Mesopotamiens, der Suryoye, der Assyrer*innen und der Chaldäer*innen. Unsere Bevölkerung, die eine Geschichte voll von Massaker, Vertreibung und Assimilation erlebt hat, hat seine Hoffnung auf die Wiederauferstehung eines Lebens in Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit nie aufgegeben.“ In der Erklärung hieß es weiter, dass diese Werte nun im Kampf gegen die schmutzige Allianz zwischen den türkischen Invasoren und ihren Unterstützern, dem Iran, dem Baath-Regime, Russland und den internationalen Mächten verteidigt werden müssen.