Vierter politischer Montagssalon der Veranstaltungsreihe „Dialoge mit Öcalan“

Organisiert von der Initiative Demokratischer Konföderalismus, hat in Berlin die mittlerweile vierte Veranstaltung der Reihe „Dialoge mit Öcalan“ zum Thema Faschismus stattgefunden.

Zahlreiche Interessierte fanden sich am Montagabend im Berliner Café Morgenrot in Prenzlauer Berg zu der Veranstaltung mit dem Thema „Faschismus“ ein. In dieser wurde insbesondere über den historischen Ursprung des Begriffes, sein Fortleben und über den Zusammenhang mit Nationalstaatlichkeit diskutiert. Ziel der Veranstaltung war es laut der organisierenden „Initiative Demokratischer Konföderalismus“ (IDK), die ideologische Perspektive Abdullah Öcalans auf verschiedene Themenbereiche darzulegen, diese in Anbetracht der Weltlage zu diskutieren und so die politische Isolation des kurdischen Vordenkers in Teilen zu durchdringen.

Wie der Referent der IDK im Input herausarbeitete, existieren mehrere Definitionen des Begriffes „Faschismus“, die jedoch sehr unterschiedlich und oft in ihrer Analyse verkürzt seien. Weiter führte er aus, dass „in Bezug auf die deutsche Geschichte nicht, wie es allzu oft dargestellt wird, der Faschismus lediglich ein Unfall in der Geschichte oder ein findiger Einfall einzelner böser Menschen ist“.

Abdullah Öcalan führe in seinen Schriften aus, dass Faschismus etwas mit dem Kapitalismus verinnerlichtes sei und daher nicht etwa mit der kapitalistischen Moderne im Widerspruch stehe. „Der Kapitalismus versuche nämlich“, so der Referent, „aus allen gesellschaftlichen Phänomenen Profit zu schlagen und diesen auf Kosten der Gesellschaft zu maximieren.“ An dieser Stelle führt Öcalan deshalb auch den Vergleich mit einem Holzwurm im Baum an, der von ihm zehrt, ihn stetig aushöhlt und so zum Kippen bringen kann.

Daraus ergibt sich, dass ein grundsätzlicher Widerspruch zwischen der gesellschaftlichen Tendenz zu Selbstverwaltung und dem Staat besteht, der zentralisiert und alleinig über rechtliche Souveränität verfügt. Der Faschismus stellt damit in dieser Betrachtung einen Zustand der vollständigen Entmachtung von Gesellschaften dar. Er sei Vollendung einer schon zuvor bestehenden Tendenz der Zentralisierung und daher ein Mittel des Nationalstaates zur Herrschaftssicherung in Zeiten von Krise und Krieg, innerer und äußerer Gefährdung, so der Referent.

Im Anschluss des Inputs wurde über die Entwicklung einzelner Nationalstaaten nach dem Wegfall des Faschismus und die heutige Europäische Union diskutiert, welche nach Einschätzung Öcalans mit diesem Thema wahrscheinlich auch heute noch nicht abschließend aufgeräumt habe. Bereits Mitte der 2000er Jahre prognostizierte er deshalb, dass sich daraus in der Zukunft tiefe Widersprüche auftun könnten, die nun Jahre später in aller Deutlichkeit zum Tragen kommen.