Am Montagabend hat im Café Morgenrot in Prenzlauer Berg in Berlin die zweite Veranstaltung der Reihe „Dialoge mit Öcalan“ in Zusammenarbeit mit der Initiative Demokratischer Konföderalismus (IDK) stattgefunden. Kerngedanke des Angebots ist es, die Möglichkeit einer gemeinsamen inhaltlichen Auseinandersetzung und Diskussion über die Philosophie Abdullah Öcalans, die Realität der kapitalistischen Moderne und den Widerstand gegen diese zu schaffen.
An der Veranstaltung nahmen dreißig Menschen teil. Nachdem im Juni eine Einleitung in die Philosophie Abdullah Öcalans erfolgt ist, war der Folgetermin dem Thema „Abdullah Öcalan und der Staat“ gewidmet. Im Sinne des Referenten der IDK ist eine philosophische Annäherung an die Realität des Staates ein unverzichtbarer Moment, um die Staatskritik der kurdischen Freiheitsbewegung und die praktischen Schritte, insbesondere der letzten zwei Jahrzehnte, nachvollziehen zu können. Umgekehrt ermögliche ein grundlegendes Verständnis der Realität des Staates und seiner Geschichte aber auch, eine eigene politische Perspektive auf die Probleme der heutigen Zeit definieren zu können.
Zweck der Veranstaltungsreihe ist es, thematisch in bestimmte Sphären der Philosophie Abdullah Öcalans vorzudringen und Anstöße zu erhalten. Dies soll nicht als frontale Interpretation einzelner Referent:innen geschehen, sondern vielmehr durch Diskussionen und Fragen ein weiteres Verständnis schaffen.
Vom Zikkurat zum Wolkenkratzer
Wie der IDK-Referent ausführte, sind die Gedanken Abdullah Öcalans zu dem Thema Staat als historisches Phänomen Anstöße, die in vielerlei Hinsicht Relevanz für aktuelle philosophische und politische Debatten besitzen: „Der Staat ist nämlich keine neutrale Struktur, die auf dem Fairness-Gedanken beruht, sondern ein Körper von Zwang und Repression, der abhängig von den Veränderungen der Umwelt lediglich die Stärke seiner Methoden variiert.“ Das bedeute, dass die Entwicklung vom sumerischen Priesterstaat bis hin zu den modernen Nationalstaaten in diesem Sinne kein Zufall ist, sondern einer historische Kontinuität unterliege. „Mit dem ersten Ziegel des Zikkurat“, so der Referent, „wurde deshalb den Wolkenkratzern tausende Jahre später bereits damals ein ideelles und materielles Fundament gelegt.“
Neben Beiträgen über die Geschichte von Staat und Unterdrückung lag das Hauptaugenmerk der Diskussion zum Ende der Veranstaltung auf der Frage, was im Umkehrschluss die Aufgabe der Gesellschaft sei, wie diese sich selbst ermächtigen könne und was die Erfahrungen aus tausenden Jahren Widerstand heute bedeuten könnten.
Am 22. August um 19 Uhr wird die nächste Veranstaltung im Café Morgenrot stattfinden. Dabei soll an die bereits geführten Diskussionen angeknüpft werden, neue Teilnehmer:innen sind jedoch weiterhin willkommen.