Die Rechtsanwaltskammer in Mêrdîn (türk. Mardin) hat das Hinweisschild an ihrem Gebäude ausgetauscht. Statt dem ehemals ausschließlich türkischsprachigen Schild an der Hausfassade im zentralen Landkreis Ertûqî (Artuklu) weisen nun auch drei weitere Sprachen auf die berufsständische Organisation der Rechtsanwaltschaft hin: Arabisch, Aramäisch und Kurdisch. Die Kammer Mêrdîn ist die erste landesweit, die diesen Schritt macht. Die Bevölkerung der multiethnisch geprägten Region in Nordmesopotamien hat das vielsprachige Hinweisschild positiv aufgenommen.
Seit der Okkupierung von ehemals HDP-geführten Stadtverwaltungen in den kurdischen Städten, die nun von Regimebeamten regiert werden, erreicht die Assimilations- und Verleugnungspolitik des türkischen Staates einen neuen Höhepunkt. Die Zwangsverwalter betrachteten es als ihre erste Aufgabe, nicht-türkische Schilder an offiziellen Gebäuden und im Stadtgebiet zu entfernen bzw. zu ändern, beispielsweise Parks oder Kulturzentren. In der Regel trifft es Hinweisschilder in kurdischer Sprache – als Ausdruck der Kolonialherrschaft.