Das Filmfestival Antalya ist komplett abgesagt worden. Hintergrund ist eine Debatte um einen politisch heiklen Dokumentarfilm, in dem es um die Folgen des Pseudoputschs im Jahr 2016 geht. Der Bürgermeister von Antalya, Muhittin Bocek, gab am Freitagabend die Absage der Filmfestspiele in der Küstenmetropole am Mittelmeer bekannt, die nächste Woche ihr 60-jähriges Jubiläum gefeiert hätte.
Schon einen Tag zuvor hatte das türkische Kultur- und Tourismusministerium seine Unterstützung für die Veranstaltung zurückgezogen, weil das Festival aus seiner Sicht Terrorpropaganda im Namen der Kunst verbreiten wollte. Konkret geht es um die Dokumentation „Kanun Hükmü“. Der Film von Nejla Demirci erzählt von zwei Menschen, die 2016 wegen mutmaßlicher Unterstützung des angeblichen Umsturzversuchs entlassen wurden. Das Kulturministerium sieht darin Propaganda für die Bewegung um den im US-Exil lebenden Prediger Fethullah Gülen, der laut Ankara für den vermeintlichen Putschversuch verantwortlich sein soll.
Nach dem inszenierten Putsch hatte die türkische Regierung unter Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan den Ausnahmezustand verhängt und etwa 150.000 Staatsbedienstete entlassen oder suspendiert. Die Säuberungswelle erfasste fast alle staatlichen Institutionen mit dem Ziel, Widersacher aus dem Weg zu räumen. Gülen galt einst als enger Verbündeter Erdoğans und wichtige Stütze der AKP, 2013 überwarfen sich die ehemaligen Weggefährten. Seitdem sieht die Türkei in der Bewegung des islamistischen Predigers eine „parallele Staatsstruktur“ und bezeichnet sie als „Gülenistische Terrororganisation FETÖ“.
Zukunft der Filmfestspiele Antalya ungewiss
Wie es jetzt für das Filmfestival Antalya weitergeht, ist derweil noch unklar. Das älteste Filmfestival der Türkei gilt als ein Höhepunkt im türkischen Kulturkalender und findet bereits seit 1963 in der Mittelmeerstadt statt. Dieses Jahr war die Veranstaltung vom 7. bis 14. Oktober geplant.