Letzte Synagoge von Amed droht zu zerfallen
Der 1416 erbauten Synagoge in Çêrmûg droht der Zerfall. Es ist das letzte jüdische Gotteshaus in der nordkurdischen Provinz Amed und wird trotz Denkmalschutz als Lager genutzt.
Der 1416 erbauten Synagoge in Çêrmûg droht der Zerfall. Es ist das letzte jüdische Gotteshaus in der nordkurdischen Provinz Amed und wird trotz Denkmalschutz als Lager genutzt.
Die letzte Synagoge von Amed (tr. Diyarbakir) droht zu zerfallen. Durch das Holzdach des 1416 im Landkreis Çêrmûg eingeweihten jüdischen Gotteshauses sickert das Regenwasser, in den Wänden zeigen sich bedenkliche Risse, hier und da mussten bereits Stützpfeiler eingezogen werden. Doch eine Restaurierung bleibt dieser Synagoge bis heute verwehrt. Zwar wurde der Bau – wenn auch etwas spät – im Jahr 2012 durch den Ausschuss zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes der Türkei als Kulturdenkmal ausgewiesen, der Erhalt und die Pflege wird der Synagoge jedoch vorenthalten. Aktuell wird sie von ihren Privatbesitzern als Depot genutzt.
Noch bis zu der Massenauswanderung in den 1950er Jahren nach Israel gab es in Amed eine kleine jüdische Gemeinde. Nach den Berichten des jüdischen Gelehrten und Reisenden David D'Beth Hillel (gest. 1846) lebten 1827 vierzig Familien der Kurdên cihû, also der Kurdistan-Juden, in Çêrmûg. Der Historiker J. J. Benjamin zählte 1848 sogar hundert jüdische Familien. Durch den Völkermord an den Armeniern während osmanischer Herrschaft wurde 1915 auch das jüdische Leben in der Region schwer dezimiert, so auch in Çêrmûg. Mit dem Aufstand des Şêx Seîdê Pîran (Scheich Said) schrumpfte die dortige Gemeinde ein zweites Mal zusammen. 1949, nur ein Jahr nach der Gründung des Staates Israel, gab es in ganz Amed nur noch vierzehn jüdische Familien. Diese verließen Kurdistan im darauffolgenden Jahrzehnt.
Güzel: Dieser Schatz jüdischer Kultur muss erhalten bleiben
Die Demokratische Partei der Völker (HDP) fordert den Erhalt des jüdischen Kulturguts in Çêrmûg und ein Konzept zur Restaurierung der Synagoge. Am Freitag wurde die Situation des Gotteshauses im türkischen Parlament thematisiert. Die HDP-Abgeordnete Semra Güzel stellte eine schriftliche Anfrage an den Kultur- und Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy (AKP). „Dieser Schatz jüdischer Kultur muss erhalten bleiben“, sagte Güzel. „Die Synagoge im Altstadtbezirk Sûr ist bereits verschwunden, die in Çêrmûg muss restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, so die Abgeordnete. Die Synagoge von Sûr war 2015 während der türkischen Militärbelagerung im Zuge der Ausgangssperren von Sicherheitskräften zerschossen und dem Erdboden gleichgemacht worden.