Kurdische Kulturbewegung gegen Völkermord und Besatzung
Die kurdische Kulturbewegung in Europa hat auf einer mehrtägigen Konferenz über die Auswirkungen von Kolonialismus auf ihre Arbeit und Gegenmaßnahmen zur kapitalistischen Moderne diskutiert.
Die kurdische Kulturbewegung in Europa hat auf einer mehrtägigen Konferenz über die Auswirkungen von Kolonialismus auf ihre Arbeit und Gegenmaßnahmen zur kapitalistischen Moderne diskutiert.
Die Kurdische Kultur- und Kunstbewegung in Europa hat am Wochenende eine Konferenz durchgeführt. An der Veranstaltung unter dem Motto „Den kulturellen Widerstand gegen Völkermord und Besatzung vergrößern“ nahmen hundert Delegierte aus verschiedenen europäischen Ländern sowie als Gäste eingeladene Kunstschaffende teil.
Eingeleitet wurde die Konferenz mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Gefallenen des Befreiungskampfes. Besonders erwähnt wurden die gefallenen Künstler:innen Hozan Mizgîn, Sefkan, Serhat, Halil Dağ, Delîla und Mazdek Ararat. Nach einer Diskussion über die politischen Entwicklungen in Kurdistan und weltweit wurden die Tätigkeiten in den verschiedenen Gebieten der Kunst und Kultur ausgewertet.
Auswirkungen von Kolonialismus auf Kunst und Kultur
Bei der Bewertung der kulturellen Aktivitäten, Festivals, Konzerte und Kurse in den vergangenen zwei Jahren wurde selbstkritisch über die aufgetretenen Schwächen und mögliche Lösungsmethoden diskutiert. Insbesondere ging es dabei um die Produktivität in den unterschiedlichen Branchen und die Form, wie Kunst und Kultur in der Gesellschaft verbreitet werden. Zentrale Fragen in der Diskussion waren die Auswirkungen von Kolonialismus und Gegenmaßnahmen zum Schutz der eigenen Kultur.
Kulturarbeit im Zentrum der kapitalistischen Moderne
„Im Zentrum der kapitalistischen Moderne werden wir von verschiedenen Ideologien und Lebensformen beeinflusst. Wie nie zuvor in der Geschichte wird das soziale Leben in der Gesellschaft angegriffen“, heißt es in einer Abschlusserklärung der Konferenz. Der Kapitalismus zerstöre die gesellschaftliche Ethik und kollektive Werte und fördere einen Egoismus, der sich tödlich auf Kunst und Kultur auswirke. Im Gegenzug sei es gerade die kulturelle Arbeit, die die vom Kapitalismus bei Mensch und Gesellschaft hervorgerufene „emotionale Abstumpfung“ aufhalten könne: „Vor diesem Hintergrund liegt es in unserer Verantwortung, Individuen und Gesellschaft Geist und Moral zu vermitteln.“
„Wir müssen wir selbst sein“
Die kurdische Kulturbewegung richtet sich gegen Faschismus, Herrschaft und Nationalismus. Bei allen Arbeiten gelten der Aufbau einer demokratischen Gesellschaft und Frauenbefreiung als Grundsatz. Selbstverliebtheit und Populismus werden ebenso abgelehnt wie die Geringschätzung der eigenen Kultur: „Wir dürfen uns nicht geringschätzen und andere kopieren. Wir müssen wir selbst sein und unserer eigenen Stärke vertrauen. Nur so können wir bleibende Werke erschaffen.“
Authentische Werte schützen
Beschlossen wurde auf der Konferenz unter anderem, die kurdische Kultur und authentische Werte zu schützen und dabei Besonderheiten wie die alevitische, die ezidische und die Yaresan-Kultur sowie die verschiedenen kurdischen Dialekte zu berücksichtigen. Zur Förderung von Kunst und Kultur sollen Fortbildungen stattfinden, außerdem soll die gesamte Arbeit archiviert und schriftlich und visuell zugänglich gemacht werden. Zudem will die Kulturbewegung die Zusammenarbeit mit internationalistischen und revolutionären Kunstschaffenden verstärken.