In den Medya-Verteidigungsgebieten hat die zweite Konferenz der kurdischen Frauenkulturbewegung Tevgera Çanda Jinên Kevana Zêrîn stattgefunden. Unter der Teilnahme von Delegierten aus allen vier Teilen Kurdistans, dem Mittleren Osten und anderen Regionen wurde im Kontext politischer, ideologischer und organisatorischer Aspekte über die Rolle von Kultur und Kunst in der Revolution sowie der Einfluss von Frauen auf beide Kategorien diskutiert. Eine selbstkritische Analyse der eigenen Rolle und des Agierens der Bewegung in den vergangenen zwei Jahren boten Anlass für eine ebenso kritische Reflexion von Mängeln und Schwächen. Am Ende der Konferenz wurde eine Abschlusserklärung vorgelegt.
Zu ihrer ersten Konferenz kam die Tevgera Çanda Jinên Kevana Zêrîn 2016 mit dem Anspruch zusammen, auf Grundlage der Mentalität der demokratischen Moderne als weibliche Zivilisation die Anwendung und Vertiefung der Theorie von Kunst und Kultur zu festigen. Durch den Einzug der gegenwärtig herrschenden Zivilisation der kapitalistischen Moderne würden sich überall Verfall, Erosion und Entwurzelung zeigen. Um dies zu überwinden, sei es notwendig eine Kulturrevolution zu entfesseln, die Kunst nicht losgelöst von Menschen, Ideologie, Politik, Philosophie und dem Widerstandsgeist der Zeit betrachtet, sondern auf Sozialität und historischem Bewusstsein beruht, Anschauungen jenseits des Wesens der Frau ablehnt und weder populistisch noch orientalistisch oder prätentiös ist. Tevgera Çanda Jinên Kevana Zêrîn begreift die Entwicklung von Kunst und Kultur einer demokratischen Nation auf der Basis von Selbstorganisierung als Alternative zur monistischen Nationalstaatskultur und als ideologische Grundperspektive. Eine solche Kulturrevolution würde die Menschen zu Schlüsselfiguren der Veränderungen machen und ein demokratisches und freies Gesellschaftssystem formen.
Öcalan, der Ideengeber
Die Konferenz der Frauenkulturbewegung befasste sich mit zentralen Fragen zu politischen und ideologischen Angriffen der kapitalistischen Moderne, heißt es in der Abschlusserklärung. Neben allgemeinen kulturellen Entwicklungen wurden auch Herangehensweisen zu revolutionärer Kunst, der revolutionäre Volkskrieg, die künstlerischen Veränderungen in Kurdistan sowie die Wirkung von Aktivitäten der Tevgera Çanda Jinên Kevana Zêrîn auf die kurdische Gesellschaft bewertet. Mit Blick auf Abdullah Öcalan erklärt die Bewegung: „Unser Vorsitzender, der seit 23 Jahren unter einem beispiellosen Haftregime in Isolation gehalten wird, hat mit seinen Ideen den Weg verschiedener Revolutionen geebnet. Die Isolationspolitik der kapitalistischen Moderne und der Türkei als faschistischer Staat liegt in dieser Tatsache begründet. Vorkämpfende der Zukunft einer Gesellschaft führen nicht nur ein Volk an, sondern auch die Menschheit. Daher lautet unser Standpunkt: Die Zeit für die Freiheit von Rêber Apo ist gekommen. Kunstschaffende und im Bereich der Kultur aktive Frauen sollten ihre wegweisende Persönlichkeit klar erkennen lassen. Als Protagonistinnen sollten sie die Verteidigerinnen der Linie revolutionärer Kunst sein.“
Verliert eine Frau ihre Kultur, verliert sie ihre Existenz und Realität
Weiter heißt es: „Das Wichtigste für eine Frau ist, als Schutzschild vor den Angriffen des kapitalistischen und autoritären Systems zu agieren, das einen Ethnozid beabsichtigt. Denn wenn eine Frau in unserer Region ihre Kultur verliert, verliert sie ihre Existenz und Realität. Jede Frau, unabhängig von ihrer Nationalität, muss sich klar machen, dass sie der Gefahr solcher Angriffe ausgesetzt ist. Frauen in der Welt, insbesondere in Kurdistan und im Mittleren Osten, müssen sich gegen das von Männern dominierte System zur Wehr setzen, das ideologische und physische Angriffe durchführt. Femizid, Vergewaltigung und die Entführung von Frauen können durch den Kampf der revolutionären Frauenkultur gestoppt werden.
Frauen zeichnen sich durch eine große Lebenskraft aus. Dies gilt sowohl in Bezug auf Gedanken und Emotionen als auch hinsichtlich weiblicher Intelligenz. Daher müssten Frauen in jedem Bereich der Kunst aktiv sein. Damit Kunst nicht zu nackter Ware aus einem Warenlager verkommt, sollten sich Frauen dagegen positionieren, als Sexobjekt inszeniert zu werden. Die kapitalistische Moderne mit ihrer Spezialkriegspolitik bringt auf dem Gebiet der Kunst in erster Linie liberale Persönlichkeiten hervor. Kunstschaffende und insbesondere Frauen müssen einen revolutionären Kampf gegen diese Angriffe führen und dürfen nicht ihrem Übel erliegen.
Kurdische Frauen führen seit 44 Jahren einen bedeutenden Kampf innerhalb der Revolution Kurdistans und sind in dieser Rolle eine Quelle der Inspiration für Frauenkämpfe weltweit. In Mesopotamien, der Wiege der Zivilisation, wirken Frauen mit einer neuzeitlichen Lebensphilosophie an einem liebenswerten Leben. Sie nehmen die Freiheit, Einheit und den Frieden entgegen dem Krieg, Bränden, Massakern und Völkermord an und werden unsere verwundete Natur mit ihren Pinseln in roten, gelben, grünen Farben schmücken. Es ist die Aufgabe jeder Frau, das Leben durch revolutionäre Kunst zu verschönern und zu befreien.
Führende Frauen in allen Bereichen der Kunst
Unsere Konferenz befasste sich gleichermaßen mit Literatur, Tanz, Malerei, Theater und anderen Kategorien der Kunst und Kultur und traf eine Reihe von Entscheidungen. Wir plädieren dafür, dass Aktivitäten in diesen Bereichen federführend von Frauen durchgeführt werden. Damit Frauen in der Lage sind, auf die Entscheidungen der Konferenz zu reagieren und ihre Pflicht zum Aufbau der Gesellschaft, in der sie leben, zu erfüllen, sollten sie jeden Moment des Lebens mit einem bewussten Bewusstsein angehen. Jede Künstlerin repräsentiert die Identität ihrer Gemeinschaft.
Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart hat es kurdische Frauen gegeben, die unsere Lebensreise mit ihren Fackeln erleuchteten, indem sie die Kunst und Kultur ihres Volkes beschützten. Frauen wie Mestûre Xan, Meryem Xan, Sûsika Simo, Eyşe Şan, Delîla und Viyan Peyman haben es uns mit ihren Worten und Stimmen nicht erlaubt, uns von unserer historischen und sozialen Realität zu entfremden. Mit patriotischem Geist führten sie ein edles und stolzes Leben. Sie waren es auch, die uns unseren Kampfgeist beibrachten. Da wir dieses Vermächtnis von ihnen geerbt haben, haben wir keine andere Wahl als den Erfolg.“